mi-Meinung: - Kommentar: Hilfe, die Briten hauen ab! - Klartext: Der Brexit wird die Diät der Engländer umstellen

molkerei-industrie_07_2016

mi | mi-Meinung REDAKTION Brexit beschlossen, politische Bankrotterklärung auf dem Tisch. Und nicht nur auf dem der Briten, sondern auch Hilfund Planlosigkeit bei der Europäischen Union. So könnte man auf einen Nenner bringen, was sich seit der epochemachenden Abstimmung im Vereinigten Königreich ereignet. Arroganz und Besserwisserei herrscht auf beiden Seiten: Die britischen Rädelsführer, allen voran Boris Johnson, haben offenbar nicht geglaubt, dass es tatsächlich zum Votum für den Austritt aus der EU kommen würde. Aber wenn man den ohnehin dem Superbürokratismus grollenden Bürger – sofern er mit Brüssel zu tun hat, z. B. als Handwerker oder Agrarier – über 4 7 2016 | moproweb.de Hilfe, die Briten hauen ab! Der Brexit könnte durchaus auch für die Milchwirtschaft Probleme bringen Jeder vertilge seinen eigenen Käse Der Brexit wird die Diät der Engländer umstellen Wer die Briten für besonders schlau gehalten hat, der muss sich jetzt eines besseren besinnen. Sie lassen sich nämlich genauso leicht verladen wie wir. Und sie haben tendenziell noch nicht einmal so wahnsinnig tolle Politiker wie wir, denen sie aber ebenso wie wir den unseren nachlaufen. Wenn im UK nun alles (zumindest ökonomisch) schlechter wird, dann weiß diese Redaktion bereits, wer auch daran schuld sein muss: Brüssel und vor allem wir Deutschen natürlich. Das schlechte Abschneiden der britischen Fußballer bei der EM eingeschlossen. Ob sich an der Versorgungslage im UK, sprich an gescheitem Käse, weil auf dem Kontinent produziert, bald etwas ändern wird, muss die Zukunft erweisen. Joghurt macht den Briten ja der Müller und Trinkmilch haben sie eh‘ zum Ersäufen genug. Vielleicht sollten europäische Käsereien, die ihre Ware jenseits des Ärmelkanals verkaufen, vorbeugend Infos auf die Packungen bringen, wonach Boris Johnson und UKIP Schuld haben, sollte der betreffende Käse bald aus dem UKHandel verschwinden. Im Extremfall müssen die Engländer halt ihren eigenen Stilton und Cheddar vertilgen und dabei schlank werden, meint Roland Soßna, der aus eigener Erfahrung weiß, dass man von diesen Käsesorten auch unter Zwang nicht allzu viel auf einmal hinunterbekommt. Monate auch noch aufhetzt, um ihn dann an die Wahlurne zu bitten, welch andere Reaktion hätte man erwarten wollen? Dass allesamt sofort auf Tauchstation gingen verwundert nicht, haben sie doch keinerlei Konzept für das Management eines Austritts erarbeitet, ja nicht einmal den blassesten Schimmer davon, was auf Land und Bürger zukommen wird. Und in der EU waren sich nahezu alle so wunderbar sicher, dass ein Land es niemals wagen würde, aus der geheiligten Gemeinschaft auszubrechen. Aus Selbstschutz gegen wirtschaftliche Nachteile und auch aus Ehrfurcht gegenüber dem europäischen Gedanken. Nur leider haben beide Motive im UK nicht mehr gezogen, wie sie auch anderswo längst nicht mehr ziehen. Was bedeutet der Brexit nun für die Milchindustrie? Zunächst sind kaum gravierende Folgen zu erwarten, außer dem Wertverlust des britischen Pfunds, der Importware natürlich teurer macht. Immerhin liefert Deutschland pro Jahr um die 100.000 Tonnen Joghurt und 50.000 Tonnen Käse über den Ärmelkanal, zu immer noch relativ vernünftigen Preisen. Spannender wird es, wenn die Gespräche zwischen der EU und dem UK weiter gedeihen. David Cameron hat ja bereits betont, dass das Vereinigte Königreich nahe an Europa bleiben will, was nichts anderes bedeutet, als dass man die Vorteile des Freihandels wohl nicht aufgeben will. Die Zeichen stehen also auf Free Trade Agreement, denn das UK ist in den allermeisten Bereichen Nettoimporteur, so dass sich die Interessen der EU und des UK ganz natürlich treffen. Was aber passiert, wenn die Exportnationen Neuseeland oder Australien die traditionelle Nähe zum UK auszubauen suchen? Schließlich sind diese Staaten immer noch über das Commonwealth vereint, im UK wird jetzt schon eine Verteuerung der Lebensmittel befürchtet. Preiswerte Commodities, Käse und andere Mopro ließen sich problemlos auch von der anderen Seite der Welt in den kaufkräftigen und nicht selbstversorgten britischen Markt bringen. Wenn das UK zugleich Freihandel mit Europa und NZ oder AUS vereinbart, wird das UK zum Einfallstor für ozeanische Mopro in die EU – sofern unsere Politiker nicht aufpassen. Aber basierend auf derer seit Jahren zur Schau gestellten, überlegenen Kompetenz ist genau der Fall zu erwarten, dass am Ende bedeutende Mengen aus Ozeanien zoll- und auflagenfrei im europäischen Milchmarkt landen könnten. Ganz nebenbei haben wir in Europa noch einen starken Moproexporteur, nämlich Irland. Die grüne Insel hat sich seit Jahren zum größten Versorger der Briten mit Butter und Käse entwickelt. Sollte es kein Freihandelsabkommen zwischen UK und EU geben, wird sich irische Ware andere Wege suchen – zum Nachteil der Kontinentaleuropäer. Man erkennt, dass allein schon die Problematik, den Brexit hinsichtlich des Milchmarktes zu regeln, nicht so ganz einfach werden wird. Von anderen Industriebereichen und Märkten erst gar nicht zu reden. Gerade jetzt, wo sich die Märkte wieder erholen und die Talsohle im Milchmarktzyklus durchquert zu haben scheinen, kommt der Brexit zur unrechtesten Zeit, meint Roland Soßna.


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