mi-Meinung: - Kommentar: Effiziente Produktion vs. ineffiziente Logistik - Klartext: Alarm: Glyphosat in der Gerstenkaltschale!

molkerei-industrie_03_2016

mi | mi-Meinung Redakti on In einer Zeit, in der es zumindest in den Genossenschaften alle Reserven zu mobilisieren gilt, um die Milcherzeuger über den Milchpreis wenigstens irgendwie über Wasser zu halten, können sich Molkereien keine Verschwendung leisten. In der Milchsammlung und in der Produktion werden die letzten Zehntelcentbeträge „gehoben“, zunehmend geraten auch die Administration, die Weiterbildung und die Aufwendungen für Dienstreisen unter das Diktat der Kostensenkung. Was nützt das alles aber, wenn möglicherweise in der Logistik der Fertigerzeugnisse , die die Molkereien meist nur zum Teil oder gar nicht mehr in der Hand haben, durch Ineffizienz viel Geld vernichtet wird? 4 3 2016 | moproweb.de Effiziente Produktion vs. ineffiziente Logistik Schwund kann enormen finanziellen Schaden verursachen Alarm: Glyphosat in der Gerstenkaltschale! Die Redaktion war in echter Panik bis die Gifthersteller Entwarnung gegeben haben Jetzt ist auch noch das Reinste, das wir Deutschen seit 500 Jahren haben, verseucht. Die Rede ist zur Abwechslung nicht von der Milch, sondern von dem zumindest für das weitere Leben dieser Redaktion nun wirklich unverzichtbarsten Produkt, nämlich Bier. Wie das tiefgrüne Umweltinstitut München festgestellt hat, nehmen wir mit jedem Schluck des kostbaren Gerstensafts Glyphosat auf, diesen grauenhaften Bienen- und Sonstwaskiller. Die Botschaft trifft einen zuerst doch noch schlimmer als die Schweinegrippe, wo man bei guter Konstitution zumindest eine Chance hat davonzukommen. Aber nicht verzagen, ihr Jünger des Bölkstoffs! Gottlob sind die Konzentrationen des Gifts in Bier so moderat, dass man relativ gefahrlos pro Tag 1.000 Maß trinken könnte – eine Herausforderung, an der, zugegeben, auch diese Redaktion trotz gründlicher Übung scheitern würde. Aber eines nehmen wir aus der Glyphosat-Affäre mit: man kann seine Produkte noch so sehr auf Rückstände untersuchen Lassen, irgendeiner findet mit seinen High-Tech-Geräten immer noch irgendwas. Die Kunst liegt dann in der Interpretation des Fundes, aber da sind wir Fachleute jedem ideologischen Panikmacher immer noch eine Nase voraus, meint Roland Soßna, der hofft, dass das auch so bleibt. Bei den heutigen enormen Produktionsmengen gehen zumeist nur noch Vollpaletten aus den Werken. Hier ist die Transportauslastung sicher noch in den meisten Fällen als gut zu betrachten. Die Ineffizienz setzt dann beim Umschlag ein. Dieser kann bis zu acht Mal erfolgen, bevor das einzelne Produkt beim Verbraucher landet. Überall wo kommissioniert wird, lauert Ineffizienz. Hauptursache dafür sind nicht aufeinander oder auf das Standardpalettenmaß abgestimmte Produkte bzw. deren Umverpackungen. In der Praxis beträgt die Transportauslastung der LKW dann oft nur 30 bis 50 %, während die Lagerauslastung bei 20 bis 60 % liegt. Nicht abgestimmte Verpackungen bzw. Umverpackungen führen zusätzlich zu einem 1,5 bis 2,5fach höheren Handlingsaufwand, hat das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik festgestellt. Diese Ineffizienz bezieht sich, wie geschildert, vor allem auf kommissionierte Ladungen. Dies ist in den letzten Stufen zumeist Sache des Handels. Würde hier folgerichtig gehandelt, müssten die Einkaufspreise möglicherweise auch gar nicht so niedrig angesetzt werden. Was Molkereien aber ganz sicher in der eigenen Hand haben, ist ihr Bestand an Ladungsträgern, sprich Paletten. Eine überraschend große Zahl an Unternehmen hat aber keinerlei Überblick über den Status ihrer Paletten. Das Fraunhofer Institut beziffert deren Anteil auf 56 Prozent. Die übrigen 44 Prozent haben meist nur einen eingeschränkten Kenntnisstand. Bei einem Preis von 7 bis 7,50 €/Palette und den heutigen Ausstoßmengen in der Branche kann sehr schnell ein hoher Schaden für die unachtsamen Unternehmen entstehen, der sich lt. Fraunhofer im Extrem bis in den achtstelligen Bereich summieren kann. Der Schwund bei den Paletten kann in im Einzelfall bei bis zu 50 Prozent liegen. Die Gründe dafür sind vielfältig, können aber alle auf einen Nenner gebracht werden: keiner kümmert sich ausreichend um diesen seit ehedem vernachlässigten Kostenfaktor. Die wichtigsten Gründe für den Schwund sind mangelnde physische Kontrolle, fehlende Inventur, Missbrauch von Paletten oder deren unübersichtliche Platzierung, fehlende Kontrolle von Dreiecksverkehren, mangelhafte Bestandsführung, fehlende Plausibilitätsprüfungen oder auch nur unzureichender Wissensstand der Mitarbeiter im Warenein- und -ausgang. Milchverarbeiter haben also eine ganze Reihe von Ansatzpunkten, um Ordnung ins teure Palettenchaos zu bringen. Wenn dazu noch das Bemühen tritt, aller Tendenz hin zu immer individuelleren Verpackungen zum Trotz, die Standardisierung der Verpackungen konsequent voranzutreiben (hierfür sollte der Handel aus seinem ureigenen Interesse heraus zumindest teilweise zu gewinnen sein), dürften sich noch so manche „Schätze“ heben lassen, meint Roland Soßna.


molkerei-industrie_03_2016
To see the actual publication please follow the link above