mi | mi-Meinung
Unsere Autorin: Monika Wohlfarth,
ZMB Zentrale Milchmarkt Berichterstattung
GmbH, Berlin
2018 beginnt am Milchmarkt unter schwierigen
Voraussetzungen. Der Verfall der Preise
am Spotmarkt kurz vor dem Jahreswechsel
ist ein Indiz. Die unerwartet starke Erholung
der Milchpreise in 2017 hat eine Ausweitung
der Milchproduktion ausgelöst, die voraussichtlich
– bei noch auskömmlichen Preisen
– zunächst anhalten wird. Damit wird in der
Hochsaison mehr Rohstoff am Markt sein
als in den Vorjahren. Gleichzeitig stockt das
Wachstum der Nachfrage. Der Welthandel
insgesamt ist in den vergangenen drei Jahren
kaum noch gewachsen, was die weiteren Aussichten
eintrübt. Immerhin hat die EU 2017
4 1 2018 | moproweb.de
Was bringt 2018?
Prognosen
Fragen über Fragen
Wann schlägt der Markt wieder zu? Erneuter Schlingerkurs im neuen Jahr?
Das fängt ja schon wieder gut an. Da
konnten sich die Milcherzeuger zum
Ausgang des Jahres 2017 noch über
durchaus gute Milchpreise freuen, und schon
wird die Auszahlung mancher Molkereien
am 1. Januar um 0.00 Uhr binnen nur einer
logischen Sekunde um 10 Prozent zurückgenommen.
Ist wieder mal alles nur der Tücke
und Willkür der Milchkäufer zuzuschreiben?
Sollte die Milchproduktion auf den Eigenverbrauch
zurückgefahren werden, damit solch
schändliche Preismanipulationen nicht mehr
Marktanteile im Weltmarkt gewinnen können,
während die Ausfuhren Neuseelands bis November
gesunken sind. In Deutschland sind
Milchprodukte für die Konsumenten deutlich
teurer geworden, was für den Verbrauch
nicht förderlich sein dürfte. Damit wird der
Milchmarkt zunächst ein Käufermarkt bleiben.
Aufgrund gesunkener Verwertungen müssen
die Milchpreise im Frühjahr 2018 deutlich reduziert
werden, während die gesellschaftlichen
Anforderungen an die Milcherzeugung
kontinuierlich zunehmen. Dadurch sind die
Milcherzeuger mit Kostensteigerungen konfrontiert,
zuletzt durch die Umsetzung der
Dünge-Verordnung.
Nach der Saisonspitze werden die Milchanlieferungen
voraussichtlich bei niedrigeren
Auszahlungspreisen wieder sinken. Ein ungelöstes
Problem wird wohl die Volatilität der
Preise bleiben. Den starken Rückgängen Ende
2017 werden im Lauf von 2018 vermutlich Korrekturen
bei den Preisen für Milchprodukte
folgen. Die Zyklen scheinen kürzer zu werden!
Vieles spricht dafür, dass die Erlöse für Fett
und Eiweiß weiter stark spreizen werden. Der
Markt für Magermilchpulver liegt am Boden:
Die Erlöse bewegen sich auf Tiefstständen
und Intervention zum Festpreis wird 2018
voraussichtlich nicht stattfinden. Ein Befreiungsschlag
zum Abbau der Bestände ist
nicht Sicht. Die Butterpreise haben seit ihren
historischen Höchstständen im Sommer
2017 wieder nachgegeben, sind aber weiter
überdurchschnittlich. Für das Kalenderjahr
2018 ist wieder eine ausgeglichene Bilanz
wahrscheinlich. Trotz der höheren Anlieferung
in der EU wird die Buttererzeugung voraussichtlich
kaum steigen. Die Verfügbarkeit
dürfte nur in den ersten Monaten zunächst
höher sein als im Vorjahr.
Das Jahr ist aber noch nicht verloren: China
importiert inzwischen wieder steigende
Mengen an Milchprodukten. Für 2018 wird
erneut mit höherem Importbedarf gerechnet,
da die Eigenerzeugung seit längerem
sinkt. Die Importe von Käse dürften zusätzlich
durch abgesenkte Zölle begünstigt werden.
Die Rohölpreise haben sich in den letzten
Monaten erholt, was die Kaufkraft der ölexportierenden
Länder stärkt. Die Milchpulverexporte
werden weiter von den Tiefstpreisen
profitieren. Bei niedrigeren Käsepreisen
werden sich die Exportmöglichkeiten wieder
verbessern. Der Butterkonsum dürfte sich
bei den inzwischen korrigierten Preisen erholen.
Unsicher ist außerdem die Entwicklung
der Weltmilcherzeugung. Nicht zuletzt kann
das aktuelle La-Niña-Phänomen kann durch
Ernteausfälle zu höheren Futterkosten und
damit zum Rückgang des Milchaufkommens
in anderen Teilen der Welt führen. Da werden
sich auch Chancen bieten.
vorkommen können? Sollte man dem Handel
Preisaktionen untersagen – jetzt wo Edeka
111 Jahre alt wird und einen 111%igen Jubiläumsrabatt
für das Gesamtjahr einfordert?
Verkürzt sich der Milchmarktzyklus auf ein
Jahr oder weniger? Fragen über Fragen türmen
sich auf, und das Ende der Milchquote
jährt sich bald zum dritten Mal.
Die relativ hohen Milchpreise in 2017 waren
also nichts als Blendwerk, wären die MMPBestände
auf die Märkte losgelassen worden,
hätte der Durchschnittsmilchpreis des Jahres
2017 noch nicht einmal an der 20-Cent-Marke
gekratzt. Was kommen muss, kommt ganz einfach,
und da meistens ganz dick.
Ob es ein Trost sein kann, dass das Jahr
2018 milchpreisseitig auf einem noch akzeptablen
Niveau beginnt und der zu erwartende
Absturz im Jahressschnitt daher optisch nicht
total demotivierend ausfallen wird, muss jeder
für sich selbst beantworten. Offenbar gibt
es für den Beginn des neuen Jahres nur ein
passendes Motto, nämlich werkele weiter wer
kann, vermutet Roland Soßna.