7 2017 | moproweb.de 25
Eine Käserei am Hafen gibt es
nicht? Doch! In Münster öffnete
soeben die erste Hafen-Schau-
Käserei Deutschlands ihre Tore.
Statt Käpt‘n Iglo Fischstäbchen gibt es hier
Käpt‘n Pauli’s Biokäse. Hinter dem Projekt
„Hafen-Schau-Käserei“ steht Ann-Paulin
Söbbeke, die nun schon in vierter Generation
für Milchverarbeitung in Deutschland
steht. Sie ist ausgebildete Molkereimeisterin
und will mit diesem ganz neuen Konzept den
Käse zum Kunden bringen, daher wurde die
Käserei nicht erzeugernah gebaut, sondern
in dem urbanen Umfeld des Münsteraner
Hafens, der in den letzten Jahren zu einem
Treffpunkt für die Kreativen Münsters umgewandelt
worden ist. „Ich möchte die handwerkliche
Herstellung von Käse transparent
machen und gerade die jungen Leute, die
keinerlei Vorstellung davon haben, woraus
Käse besteht und wie wertvoll gutes Handwerk
ist, mit ins Boot ziehen und begeistern.“
sagt die Geschäftsführerin und Visionärin.
Die Hafenkäserei bezieht Ihre Milch von einer
Bio-Molkerei aus der Nachbarschaft. Für
die Milchanlieferung ist ein 30.000-l-Tank
installiert, ein zweiter Tank mit gleichem Volumen
wird für den Molkeversand genutzt.
Die Käsereianlagen wurden von der Firma
ASTA Eismann geliefert. Die Steuerung
der Anlage stammt von der Fa. Asepto. Für
das Klima in den Reiferäumen zeichnet sich
die Fa. ENGIE Deutschland (ehemals Cofely)
verantwortlich. Das Projekt verlief was den
Fachanteil angeht, laut Geschäftsführerin
Ann-Paulin Söbbeke, Dank des Know-hows
der Zulieferer reibungslos, problematisch
war zunächst nur die Beantragung der
Baugenehmigung für das Gebäude, das sowohl
Produktion, als auch Verwaltung mit
Büros und Gastronomie beherbergt.
In der Käserei werden alle Goudasorten
von jung bis alt sowie Rotschmierkäse
produziert. Die Käse reifen mindesten 6
Wochen auf Fichtenholzbrettern, die dem
Käse sein besonderes Aroma geben. Die
Namen für die verschiedenen Käse kommen
alle aus dem Jargon der Schifffahrt,
so findet man hier Käse mit den Namen
„Käpt‘n Pauli“ oder „Der kleine Korsar“.
Der in der Hafenkäserei Münster hergestellte
Käse geht zunächst in den Direktverkauf
bzw. in die Verkostung in der angegliederten
Gastronomie. Außerdem kann man
den Käse bisher auf den regionalen Wochen
oder Biomärkten mit gut sortierter
Käsetheke finden.
Ann-Paulin Söbbeke, Geschäftsführerin
der Hafenkäserei Münster
Das Unternehmen Hafenkäserei ist zweigeteilt,
zum einen gibt es die Schaukäserei, in
der neben Ann-Paulin Söbbeke als Molkerei-
meisterin noch zwei Molkereifachmänner
und fünf Mitarbeiter in der Käsepflege arbeiten,
zum anderen gibt es in dem Gebäude
eine Bistro-/Biergartengastronomie, in
der der produzierte Käse verköstigt werden
kann. Hier finden auch verschiedenste
Veranstaltungen wie z. B. Firmenevents
statt. Eine Bistroleiterin sowie eine Event-
und eine Marketingmanagerin leiten diesen
Bereich. Es bestehen bereits gute Kontakte
zur Stadt Münster, daneben gibt es regelmäßige
Führungen für Privatleute, Schulen
und Unternehmen. Außerdem kann der
Besucher in der Mitmach-Ausstellung der
Schaukäserei einiges über Käse und seine
Herstellung erfahren.
Eine enge Zusammenarbeit gibt es auch
mit dem Fachbereich Ökotrophologie der
Fachhochschule Münster. Erfahrungsaustausch
und das Angebot von Praktika und
Studienprojekten stehen hier im Vordergrund.
„Gutes Handwerk ist wieder im Trend.“
stellte der Bürgermeister der Stadt Münster,
Markus Lewe, in seiner Laudatio heraus.
Auf ihre ganz besondere Art möchte
Ann-Paulin Söbbeke die Menschen in der
Region mitreißen. Ein erfolgreicher Stapellauf
der Hafenkäserei hat begonnen,
molkerei-industrie ist gespannt, wohin die
Reise geht.
Etwa 2 bis 3 mal pro Woche wird in der Hafen-Käserei gekäst. Links im Bild der Käsefertiger
sowie die ca. 4.000 l Vorpresswanne von ASTA-Eismann