Für das Whitepaper „Wachstumsmarkt Precision Fermentation“ hat die auf die Foodbranche spezialisierte Unternehmensberatung Munich Strategy untersucht, welche Chancen die Technologie der Präzisionsfermentation für traditionelle Hersteller der Molkereiindustrie bietet und wie der Markteintritt gelingen kann. Dafür haben die Berater:innen mit zahlreichen Marktteilnehmern gesprochen, darunter Expert:innen aus der Nahrungsmittelindustrie und der Food-Ingredients-Branche, dem Maschinen- und Anlagenbau, der Biotechnologie, der Lohnherstellung sowie mit Investor:innen.
Präzisionsfermentation treibt die Substitution von tierischen Milchprodukten weiter voran
Die Untersuchung zeigt: Mit einer Produktion von weltweit 30 Millionen Tonnen pro Jahr sind (nicht-fermentierte) Proteinkonzentrate und -isolate heute schon etabliert. Der Anteil pflanzlicher Proteine wird 2027 über ein Viertel des Gesamtkonsums ausmachen, weiteres Wachstum wird vorausgesagt. Durch Präzisionsfermentation gewonnene Proteine werden das Gesamtvolumen weiter erhöhen und bis 2032 30 Prozent aller pflanzlichen Proteine ausmachen. Zusätzlich wird der Anteil von hybriden Produkten (Kombinationen aus tierisch, pflanzlich und pflanzlich-fermentiert) an Bedeutung gewinnen.
Präzisionsfermentation steigert die Bedeutung von Käsealternativen
Die Warengruppe der Milchalternativen wird sich durch die Präzisionsfermentation weiter ausdifferenzieren und Kategorien hervorheben, die sich bisher noch nicht durchgesetzt haben. Dazu zählen zum Beispiel Käsealternativen, die derzeit innerhalb der Milchalternativen einen Marktanteil von nur 5 Prozent haben. Die Präzisionsfermentation hat bei den Käsealternativen das Potenzial, den Geschmack, die Konsistenz und das Mundgefühl gegenüber (nicht-fermentierten) pflanzlichen Alternativen zu verbessern. Ein weiterer Vorteil sind optimierte Nährwerte durch einen höheren Proteingehalt.
Präzisionsfermentation verändert die Value Chain der Milchindustrie
Die bisherige Value Chain agrarwirtschaftlich erzeugter Produkte wird durch fermentationsbasierte Proteine in wesentlichen Elementen substituiert. Die traditionelle Wertschöpfungskette „Futtermittelanbau – Tieraufzucht – Melken/Milchanlieferung – Weiterverarbeitung“ wird ersetzt durch den Prozess „Genetic Engineering – Production – Processing – Food Ingredients – Consumer Products“. Neue Marktteilnehmer, beispielsweise aus dem Bereich Genetic Engineering oder Food-Ingredients-Hersteller, betreten das Spielfeld.
Kooperationen werden zum wesentlichen Erfolgsfaktor
Die Experten von Munich Strategy kommen zum Ergebnis, dass führende Endprodukt-Vermarkter aus der Milchwirtschaft wie Hochland, Friesland Campina oder Danone den Markt für tierfreie Proteinalternativen derzeit vorrangig über M&A-Beteiligungen in die „Rising Stars“ der Fermentation Ventures betreten. Weitere Beispiele für Partnerschaften sind traditionelle Molkereiunternehmen mit einem starken B2B-Ingredients-Geschäft, die ihre Kompetenzen im Bereich der Präzisionsfermentation durch die Kooperation mit Biotech-Unternehmen aufbauen. Ein Beispiel ist hierfür die Partnerschaft von Arla Food Ingredients mit Novozymes, einem führenden dänischen Biotechnologie-Unternehmen. Kooperation wird zum wesentlichen Erfolgsfaktor im Wettstreit um die beste Platzierung im Markt.
Für den Markteintritt sind vier strategische Richtungen denkbar
Munich Strategy hat vier strategische Richtungen identifiziert, mit denen traditionellen Herstellern der Molkereiindustrie der Markteintritt gelingen kann:
1. Partnering & M&A:
Der Aufbau von Technologiepartnerschaften mit/ohne Investitionen in Technologie-Ventures
2. Innovations-Push:
Der Aufbau eigener Technologiekompetenz für die Produktion durch Einsatz von Präzisionsfermentation
3. Anwendungs-Know-how:
Der Ausbau der bestehenden Kompetenz in Bezug auf Endproduktanwendungen und –formulierungen
4. Sales & Marketing-Exzellenz:
Die Ausrichtung der Vertriebs- und Marketingaktivitäten auf neue Märkte und Kundengruppen
„Am Anfang steht die Frage, welche Wertschöpfungsfelder der Präzisionsfermentation im eigenen Geschäftsmodell belegt werden sollen und welche Schnittstellen zu pflanzlichen Alternativen, aber auch zu tierischen Produkten denkbar sind“, fasst Barbara Siegert, Expertin für Dairy und New Food bei Munich Strategy, zusammen. „Um Chancen zu nutzen, müssen in der Regel Kompetenzen aufgebaut und/oder zugekauft werden. Das erfordert viel Weitsicht bei der Partnersuche, um die vertikale Integration mit dem richtigen Setting voranzutreiben”.
Das Whitepaper „Wachstumsmarkt Precision Fermentation“ kann unter diesem Link bestellt werden