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Tarifrunde Milchwirtschaft in Bayern 2024

 

 

Am 3. Juni 2024 beginnen die Tarifverhandlungen der bayerischen Milchwirtschaft für ca. 19.000 Beschäftigte. Marktumfeld, Fachkräftemangel, jüngste Lohnentwicklungen sowie dramatisch gestiegene Kosten -aufgrund verschiedener gesetzlicher Anforderungen, u. a. zu Haltungsformen-,   die nur bedingt umgelegt werden können, stellen die bayerischen Milchwirtschaftsbetriebe weiterhin vor große Herausforderungen.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat die Entgelttarifverträge gekündigt und fordert in der diesjährigen Tarifrunde eine Entgelterhöhung von EUR 411,00.- bei einer tarifvertraglichen Laufzeit von 12 Monaten, eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um EUR 100,00 sowie einen eigenständigen Tarifvertrag „Ausbildung“.

Mit den aufgestellten Tarifforderungen verkennt die NGG die gesamtwirtschaftliche Realität und die Tatsache, dass sich die Unternehmen weiterhin in einem schwierigen Marktumfeld bewegen. Auch die Forderungshöhe (entspricht 11,1 % bezogen auf die Entgelte der „Milchindustrie“) ist im branchenweiten Vergleich mit den anderen Bundesländern (Forderungshöhen von 9% -9,5%) beispiellos, zumal dass nunmehr erreichte Lohnniveau der Milchwirtschaft in Bayern im nationalen Branchenvergleich ohnehin zu den Höchsten zählt. Gleiches gilt auch für den Milchpreis in Bayern. Dies erklärt der Verband der Bayerischen Privaten Milchwirtschaft. Die überwiegend mittelständisch strukturierte bayerische Milchwirtschaft habe bereits mit dem Tarifabschluss im Juni 2023 -bei einer Laufzeit von 12 Monaten- kaum tragbare Tariflohnsteigerungen umgesetzt.

„Bereits der Tarifabschluss der bayerischen Milchwirtschaft im Juni 2023 hat die Grenze der Belastbarkeit für die Branche überschritten. Reallohnverluste der Beschäftigten bei einer Inflation i. H. v. 5,93 % im Kalenderjahr 2023 haben wir mit einer Tariflohnerhöhung von ca. 8,9 % überkompensiert. Darüber hinaus haben wir mit einer tariflich vereinbarten Inflationsausgleichszahlung in Höhe von EUR 1.800,00.- die Auswirkungen der Inflation für die Beschäftigten der bayerischen Milchwirtschaft sehr stark abgeschwächt. Tarifliche Lohnsteigerungen dieser Größenordnung in dieser, aber auch kommenden Tarifrunden, kann die Branche, die sehr stark mittelständisch geprägt ist, nicht verkraften, dies gilt umso mehr angesichts der derzeit vorherrschenden gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen“, so Matthias Oettel, CEO Meggle Group GmbH.

Der Einkauf von Roh-/ Hilfs-/ und Betriebsstoffen ist für die Unternehmen der bayerischen Milchwirtschaft weiterhin, auch als Folge andauernder (internationaler) Krisen, mit erheblichen Kostensteigerungen gegenüber den Vorjahren verbunden. Zudem macht sich auch der „Fachkräftemangel“ in Stellenbesetzungsverfahren der Unternehmen signifikant bemerkbar.

Auch die Verunsicherung der Verbraucher ist in den Unternehmen der bayerischen Milchwirtschaft spürbar, insbesondere bei den Markenherstellern und Biobetrieben. Der Konsum geht zurück, der Verbraucher weicht auf günstigere Handelsmarken aus. Dies spiegelt sich in den Umsatz- und Absatzzahlen der Unternehmen wider.

Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen weisen gravierende Unterschiede zum Kalenderjahr 2023 auf. Lag die Inflation im März 2023 noch bei 7,2 %, so beträgt sie im März/April 2024 lediglich noch 2,2 %. Auch leidet die Branche unter fehlenden Wachstumsimpulsen. Für 2024 ist das gesamtwirtschaftliche Wachstum nur noch mit 0,3 % beziffert.

„Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern haben wir als Unternehmen die bisherigen Herausforderungen   bewältigt und die Versorgung der Bevölkerung mit Milch- und Molkereiprodukten sicherstellen können. Gleichzeitig erleben wir seit geraumer Zeit eine außerordentlich herausfordernde Marktsituation, insbesondere im Hinblick auf insgesamt steigende bzw. auf hohem Niveau stagnierende Kosten. So befinden sich beispielsweise die Kosten für Roh- Hilfs- und Betriebsstoffe sowie der Transportkosten auf dramatischen Höhen.   Diese Situation muss ein Tarifvertrag berücksichtigen“, so Dr. Thomas Obersojer, Vorstandsvorsitzender Bayerische Milchindustrie eG.

 

Abb.: Pixabay

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