Der Milchmarkt zeigte im Jahr 2024 trotz größerer Herausforderungen eine insgesamt stabile Entwicklung. Die Milchwirtschaft Österreichs setzt auch unter den herausfordernden, aktuellen Rahmenbedingungen weiter auf Qualität, Tierwohl und Nachhaltigkeit, weiters auf Innovationen und Versorgungssicherheit, so der Milchverband Österreich (MVÖ) auf seiner heutigen Jahrespressekonferenz in Wien.
Milchanlieferung 2024 leicht gestiegen, EU-weit höchster Bioanteil
Die Gesamtanlieferung ist 2024 mit 3,58 Mio. t in Österreich um 1,4 % gestiegen. Der Anteil von Biomilch in Österreich erreichte 18,2% (Vorjahr 18,8%) bzw. 615.800 t, dies ist der höchste Biomilchanteil in der EU. Daneben bestehen mit Heumilch, Biowiesenmilch und Tierwohlmilch weitere hochwertige Spezialmilchsorten.
Erzeugermilchpreise unter Vorjahr
Die Erzeugerpreise lagen in Österreich 2024 im Durchschnitt unter dem Vorjahr, sind aber im Jahresverlauf gestiegen und erreichten zum Jahresende mit 63,58 Cent/kg (incl. MwSt.) die Höchstwerte des letzten Jahres. Der durchschnittliche Auszahlungswert erreichte 2024 56,86 Cent (2023 58,52 Cent) für Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen inkl. USt. (- 2,8 % zum Vorjahr). Für gentechnikfreie Qualitätsmilch (mit 4,2 % Fett, 3,4 % Eiweiß, ohne USt.) wurden durchschnittlich 48,19 Cent/kg erzielt (2023: 49,62 Cent/kg). Im Februar 2025 waren es 53,12 Cent/kg (Februar 2024: 48,19 Cent/kg).
Umsätze um 1,7 % gestiegen
Die Umsätze der österreichischen Milchverarbeiter sind 2024 um insgesamt ca. 1,7 % auf 4,04 Mrd. € gestiegen, wobei Zuwächse sowohl im Inland als auch im Export zu verzeichnen waren. 2024 erfolgte die Verarbeitung in 69 (Vorjahr: 71) milchwirtschaftlichen Unternehmen mit 87 (VJ: 92) Betrieben und 5.850 (VJ: 5.750) Mitarbeitern. Die Ertragslage der österreichischen Molkereien ist gemäß einer Auswertung des Raiffeisenverbandes OÖ mit einem Ergebnis vor Steuern von ca. 1 % bezogen auf den Umsatz weiterhin sehr knapp, für einige war sie negativ.
Exporte und Importe gestiegen
Die österreichischen Milchexporte erreichten 2024 auf Basis der vorläufigen Zahlen der Statistik Austria mit 1,78 Mrd. € einen neuen Höchstwert und konnten um 3 % weiter zulegen. Bei den Importen gab es einen stärkeren Zuwachs auf 1,17 Mrd. € (plus 4 %), was zu einem gestiegenen, positiven Außenhandelssaldo von 613 Mio. € (+ 1,1 %) führte. Die Exportquote bezogen auf den Umsatz betrug damit ca. 44,1 %, die Importquote 28,9 %.
Die österreichische Milchwirtschaft exportiert 44,1 % ihrer Produkte, 28,9 % werden importiert. Die Hälfte der Exporte geht nach Deutschland, gefolgt von Italien, Griechenland und den Niederlanden, ähnlich verteilt liegen die Importe. Insgesamt exportiert die heimische Milchwirtschaft in über 100 Staaten.
Verpflichtende Herkunftskennzeichnung gefordert
Die zuletzt stärker gestiegenen Importe landen zum Teil bei den Eigenmarken des Handels, in der Weiterverarbeitung bzw. in der Gastronomie, vor allem dort, wo eine Kennzeichnung der Herkunft nicht erfolgt und damit der Endkunde über die Herkunft und damit über die unterschiedlichen Standards bei der Produktion im Unklaren gelassen wird, so derMVÖ. Durch die allgemeinen Kostensteigerungen der letzten Jahre besteht eine gewisse Verunsicherung bei den Konsumenten, die hier durch die mangelhafte Rechtslage bestärkt wird. „Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung sollte daher möglichst bald erfolgen“, so der Vorsitzende Helmut Petschar. Wichtig sei die umwelt- und klimapolitische Tangente der Milchexporte: Österreichs Milchwirtschaft produziert sehr nachhaltig. Sie hat gemäß Studie des Joint European Research Centers der EU die EU-weit besten Klimaschutzwerte, das heißt Milchprodukte aus Österreich sind ein positiver Beitrag für das Weltklima.
Käse wichtigstes Exportprodukt
Wichtigstes Exportprodukt war Käse: Hier wurden 171.000 t (- 0,4 %) um 917,5 Mio. € (- 0,4 %) zu einem Durchschnittswert von 5,36 €/kg exportiert, während 147.000 t (+ 8,3 %) um 738 Mio. € (+ 4,9 %) zu einem Durchschnittswert von 5,02 €/kg importiert wurden. Flüssige Milchprodukte wurden mit einem Wert von 415,6 Mio. € exportiert und um 77,3 Mio. € importiert, fermentierte Produkte wurden um 258 Mio. € exportiert und um 72 Mio. € importiert. Bei Butter stehen Exporten von 29 Mio. € Importe von 142 Mio. € gegenüber
Österreichs Milchwirtschaft im nationalen Interesse weiter unterstützen
Von der neuen Regierung erwartet Petschar auch unter Sparbedingungen eine weitere Unterstützung der Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie der Milchwirtschaft, weil dies im Interesse der Sicherung einer eigenständigen Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln und als Basis für einen prosperierenden ländlichen Raum von nationalem Interesse ist, schloss Petschar.