Am 23. Januar 2024 fand mit Branchenvertretern und Experten aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen der neunte Nordwestdeutsche Milchtreff in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalens beim Bund in Berlin statt. In angeregtem Dialog wurden Chancen und Grenzen des Einsatzes von künstlicher Intelligenz (KI) diskutiert.
Mehr als 250 Teilnehmer verfolgten gespannt das vielversprechende Abendprogramm des Nordwestdeutschen Milchtreffs und brachten sich mit wertvollen Wortbeiträgen aktiv ein. In seinem Grußwort stimmte Weert Baack, stellvertretender Vorsitzender der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN) alle Interessierten auf das Zukunftsthema ein. „Schon jetzt ist die Digitalisierung in der modernen Milchwirtschaft weit fortgeschritten. Ich bin sicher, dass sich mit dem Einzug der künstlichen Intelligenz in unsere Ställe für uns weitere Chancen eröffnen, um z.B. die Effizienz zu steigern und nachhaltigere Praktiken zu implementieren“, so Baack.
KI als wertvoller Helfer, die das Fachwissen der Landwirte nicht ersetzt
Dr. Henning Müller, Senior Researcher beim Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), skizzierte in seinem einleitenden Impulsvortrag vielfältige Anwendungsmöglichkeiten von Digitalisierungsmaßnahmen im Stall. Moderne IT-Technologien wie KI können beispielsweise dazu beitragen, die Nachhaltigkeit zu erhöhen, Ressourcen effizienter zu nutzen oder das Tierwohl zu steigern. „KI ist eher ein Alltagshelfer als ein Wunderkind. Sie bietet die Möglichkeit, Prozesse im Betrieb zu erleichtern und zu optimieren. Auf das Fachwissen des Landwirts können wir dabei nicht verzichten! Ein Milchbauer, der beispielsweise einen Fütterungsroboter einsetzt, muss sich auch weiterhin mit dem Thema Fütterung auskennen. Er muss aber auch kein Computerspezialist sein, um KI-Anwendungen zu nutzen. Trotzdem müssen digitale Themen viel mehr in die Aus- und Weiterbildung integriert werden“, betonte Dr. Müller. Aufgrund der zunehmenden digitalen Transformation der Landwirtschaft sind gegenwärtig verschiedenste Herausforderungen zu lösen (z. B. Kompatibilität von Systemen), um weiterhin die nachhaltige Entwicklung einer wirtschaftlichen, zukunftsorientierten und zugleich transparenten Milcherzeugung voranzutreiben.
Digitale Anwendungen als Problemlöser in der Not?
In der anschließenden Talkrunde, die von Radiomoderator Andreas Kuhlage charmant geleitet wurde, schilderte Gerald Maatmann von seinen Erfahrungen auf seinem Milchkuhbetrieb im niedersächsischen Osterwald in der Grafschaft Bentheim. Neben Tränkeautomaten, Melkrobotern, automatischen Wasseruhren und digitalen Standortdaten seiner Kühe setzt Maatmann auch immer mehr auf die additive Fertigung. „Viele Ideen für eigene digitale Lösungen auf unserem Betrieb entstehen aus der Not heraus, z. B. wenn etwas nicht funktioniert oder zu zeitaufwändig ist. Das können 3D-gedruckte Ersatzteile oder Schalter sein, deren Herstellung ich selbst programmiere. Das macht mir viel Spaß und erleichtert uns die Arbeit.“
Foto: © Yorck Maecke, Landesvertretung NRW in Berlin / Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V.