Der Streit zwischen Savencia Fromage & Dairy und der Erzeugervereinigung Sunlait wird von der gesamten französischen Milchwirtschaft beobachtet. Die Bauern werfen Savencia „Tiefschläge” und “Unterminierung” vor, während der Konzern jeglichen “illegalen Druck” bestreitet.
Hintergrund ist eine Milchpreisvereinbarung aus dem Jahr 2018, die Sunlait und Savencia gemeinsam verfassten, um das Gesetz Egalim* einhalten zu können. Sunlait, das jährlich fast 600 Millionen Liter Milch produziert, macht 17 % der Lieferungen von Savencia aus. Savencia ist der einzige Abnehmer der 1.000 Landwirte, die in einer Vereinigung von Erzeugerorganisationen (AOP) zusammengeschlossen sind.
Die Mitglieder von Sunlait erlebten in der Folge, wie ihr Milchpreis über den nationalen Durchschnitt stieg, da sich andere Milchkäufer im Gegensatz zu Savencia nicht an Egalim hielten. Savencia kündigte 2019 die Milchpreisvereinbarung, es wurde trotz intensiver Gespräche keine wirkliche Folgevereinbarung gefunden. 2021 verklagte Sunlait dann Savencia wegen Nichteinhaltung des 2018er Vertrags. Im März 2022 kündigte Savencia dann die Rahmenvereinbarung mit Sunlait. Im August 2022 verurteilte ein Gericht in Coutances Savencia zur Zahlung von 25,9 Millionen Euro an Sunlait. Der Konzern “kann sich nicht auf das Verhalten seiner Konkurrenten berufen, um sich von seinen vertraglichen Verpflichtungen zu befreien”, so die Begründung des Gerichts.
In der Folge soll Savencia aus Sicht der Bauern zumindest einzelne Lieferanten bedrängt haben bzw. weiterhin bedrängen, aus Sunlait auszutreten und direkte Lieferverträge einzugehen. Trotz aller Ressentiments laufren aktuell Verhandlungen über einen neuen Milchliefervertrag zwischen Sunlait iund Savencia, da der aktuelle Vertrag Ende Oktober ausläuft.
*Das 2018 in Frankreich verabschiedete Gesetz Egalim zielt darauf ab, den Erzeugern einen fairen Preis zu zahlen, insbesondere unter Berücksichtigung der Produktionskosten.