Kommentar von Christian Heppner, Experte für Strategisches Sicherheitsmanagement bei der SecConGroup GmbH (Foto: SecConGroup)
Mit dem neuen KRITIS-Dachgesetz beginnt für viele Unternehmen der deutschen Lebensmittelwirtschaft eine sicherheitspolitische Zeitenwende. Was bislang vor allem Energieversorger, Krankenhäuser oder große Telekommunikationsanbieter betraf, wird nun auf deutlich mehr Sektoren ausgeweitet. Als Teil der kritischen Infrastruktur unterliegen sie künftig umfangreichen gesetzlichen Anforderungen. Für viele Unternehmen der Lebensmittelbranche bedeutet das: handeln statt abwarten. Wer kritische Versorgung sicherstellen will, kann nicht länger allein auf Hygienestandards und Rückverfolgbarkeit setzen. Es braucht ein neues Sicherheitsverständnis, das auch digitale Angriffe, physische Sabotage oder Ausfälle der Energie- und Wasserversorgung einbezieht.
Zahlreiche Unternehmen der Branche sind heute hochgradig automatisiert, digital vernetzt und auf funktionierende Lieferketten angewiesen. Das macht sie effizient, aber auch verwundbar. Ein
Stromausfall, ein Cyberangriff oder ein gezielter Sabotageversuch kann nicht nur den Produktionsfluss stoppen, sondern auch die Versorgung ganzer Regionen gefährden. Das KRITIS-Dachgesetz adressiert genau diese Risiken. Dabei darf Sicherheit nicht als reaktive Auflage begriffen werden, sondern als strategische Investition in Resilienz, Wettbewerbsfähigkeit und Vertrauen.
Wer heute systemrelevante Prozesse identifiziert, Notfallpläne implementiert, Mitarbeiter sensibilisiert und Schutzmaßnahmen konsequent umsetzt, handelt unternehmerisch klug und
mit Weitblick. Denn Resilienz entsteht nicht in der Krise, sondern durch die Schaffung vorausschauender Strukturen in ruhigen Zeiten. Die Lebensmittelwirtschaft trägt eine
besondere Verantwortung. Ihre Produkte sind lebenswichtig, ihre Versorgung ist elementar. Es ist Zeit, diese Verantwortung auch im Sicherheitsdenken zu verankern.