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Schweizer liest der Branche die Leviten

Einen in Teilen süffisanten Vergleich zwischen der Schweizer und der deutschen Milchwirtschaft zog Dr. Markus Willimann, Leiter des Geschäftsbereichs Industrie bei Emmi und Vorsitzender des Schweizer Milchindustrie-Verbandes, auf der Jahrestagung des Milchindustrie-Verbandes (MIV) am 17. Oktober in Hamburg. Während Emmi von seiner Größe her in Deutschland die drittgrößte Molkerei wäre (und im heimischen Markt eine überragende Stellung hat), sind nur zwei deutsche Milchverarbeiter in der Top 20 der weltweit größten Molkereien, stellte Willimann fest. Und während Emmi sich sehr stark auf Markenartikel fokussiert (der Umsatzanteil der Spezialitäten liegt bei 55%) und dabei konsequent gegen schleichenden Margenverlust agiert, sind deutsche Molkereien im Schnitt zu 80% in Standardsortimenten vertreten, wobei Genossenschaften besonderen Anteil hätten.


So sieht Willimann die Marktlage im neuen Jahr: Die EU hat deutlichen Rohstoffüberschuss, in der Schweiz dürften diese Probleme kaum so gravierend werden (Quelle: Willimann/Emmi)

Willimann kritisierte den Wettbewerb aus seiner Sicht verzerrende Subventionen für deutsche Milchverarbeiter (Investitionszuschüsse …) wie auch dass sich die Niedrigpreismentalität in Deutschland bei den Verbrauchern verinnerlicht hat. Daher steckten die deutschen Molkereien zwischen „Hammer“ (Abgabepreise) und „Amboss“ (Milchpreise) fest. Angesichts dieser Situation würden die Margen im deutschen Markt wohl auf lange Zeit so bleiben wie sie sind. Der Verbraucher, so Willimann, kenne zwar den Preis jeder Ware, aber nicht deren Wert. In der Schweiz habe der Handel kein Interesse an Billigpreisen, sagte Willimann, lediglich Aldi und Lidl würden hier als Störer auftreten.

Der deutschen Branche gab Willimann auf den Weg, dass sie auf der Erhaltung eines Sicherheitsnetzes besthen und dafür sorgen soll, dass es nicht zu viele Milchhändler gibt. Letztere seien zu einer Ersatz-Börse für den Rohstoff geworden. Eine Börse für geringe Mengen an Überschussrohstoff hält der Schweizer für eine potenziell gute Idee, wobei er ganz klar vertragliche Regelungen mit den Erzeugern bevorzugt. Der Versuch eine Rohstoffbörse in der Schweiz einzuführen, ist indes kläglich gescheitert.

Das Schweizer System mit den A-, B- und C-Quoten funktioniert zumindest in den Bereichen A und B, berichtete Willimann. Für die C-Quote, die bei den Erzeugern naturgemäß unbeliebt ist, sucht die Schweizer Branche aktuell einen Ersatz über eine Erzeugerabgabe, die quasi eine Intervention finanzieren soll.

Emmi macht aktuell 56% des Umsatzes von 3,3 Mrd. CHF im Inland. Dies soll sich künftig auf 50:50 ändern, allerdings über Wachstum im Ausland. Das Unternehmen verarbeitet 1,465 Mrd. kg Milch, davon ca. 1 Mrd. kg in der Schweiz.

 

Foto: molkerei-industrie

 

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