Die Switzerland Cheese Marketing AG, die sich für den weltweiten Verkauf von Schweizer Käse einsetzt, ist nicht traurig über den russischen EU-Boykott: „Wir haben das Ziel, neue Märkte zu erschließen – einer davon ist Russland. Die Sanktionen gegen europäische Konkurrenten sind Wind in unsere Segel“, wird Marketingleiter Martin Spahr auf blick.ch zitiert. Auch dem Chef von Appenzeller Käse spielen die Massnahmen Russlands in die Karten: „Wir diskutieren schon länger darüber, wie wir unseren Absatz in Russland steigern könnten. Die Sanktionen könnten dabei ein Vorteil sein“.
Die Intercheese AG mit Sitz in Beromünster LU, international tätiger Käseverarbeiter und –exporteur, bekam nach eigener Darstellung bereits ein halbes Dutzend Anfragen von russischen Händlern: „Sie wollten wissen, ob wir für europäische Lieferanten einspringen könnten“, berichtet Geschäftsführer Daniel Dätwyler. Allerdings werde Intercheese einen großen Teil der russischen Nachfrage aus Kapazitätsgründen nicht befriedigen können.
Auch bei Emmi hat die Freude über den EU-Boykott in Grenzen: „Unseren Käse kann sich in Russland nur eine kleine Oberschicht leisten. Wir erwarten deshalb nicht, dass sich die Nachfrage erhöhen wird“, sagt eine Sprecherin.
2013 exportierte die Schweiz Käse im Wert von rund 6 Millionen Franken nach Russland. Deutlich stärker zu Buche schlägt gemäß Zollstatistik milchhaltige Babynahrung mit81 Millionen Franken.