molkerei-industrie fragte den Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Eckhard Heuser, über die Bedeutung des durch die russische Regierung verhängten Lieferverbots für europäische Milchprodukte und Käse.
molkerei-industrie: Wie stark trifft das Embargo die deutschen Molkereien und Käsereien?
Heuser: Das überraschend verhängte Einfuhrverbot der russischen Regierung sollte aus Sicht der deutschen Milchwirtschaft nicht überbewertet werden. Schon seit vielen Monaten waren deutsche Betriebe durch die russische Regierung vom Export ausgeschlossen. Insofern trifft das Embargo die deutsche Milchindustrie nur mittelbar.
molkerei-industrie: Aber wo soll die Ware denn hingehen?
Heuser: Russland wird sich zunächst neue Lieferanten suchen und die machen Platz für europäische Exporteure. In Europa wären knapp 250.000 t Käse vom Importverbot betroffen, das sind nur 3% der gesamten Menge. Die Firmen werden alle Wege gehen, um andere Kunden im Drittland zu finden und ich bin sicher: Das wird auch gelingen.
molkerei-industrie: Woran denken Sie da im Besonderen?
Heuser: China z.B. hat in den letzten vier Jahren einen riesigen Importbedarf entwickelt, sich zum weltgrößten Milchimporteur aufgeschwungen und bietet weiterhin Entwicklungschancen. Wir werden weiter diversifizieren müssen und unsere Außenhandelsaktivitäten verstärken. Der Ukrainekonflikt, der nun auch die Ernährungswirtschaft erreicht hat, sollte ein Aufbruchssignal geben.