Kurz vor dem Ramadan versucht die algerische Regierung den herrschenden Milchmangel in den Griff zu bekommen. Die Algerier konsumieren jährlich 5 Milliarden Liter Milch, das sind 145 bis 150 Liter pro Kopf. Die Produktion der 124 Molkereien (15 davon staatlich) beträgt laut offiziellen algerischen Zahlen jedoch nur 3,5 Milliarden Liter. Nun werden zusätzliche Zuteilungen von Milchpulver erwogen, die zu den ohnehin bereits zugesagten 14.579 t kommen. Bevorzugt werden Molkereien, die nicht mit dem Office national interprofessionnel du lait et produits laitiers (ONIL) unter Vertrag stehen.
Bei ONIL jagt nämlich ein Unterschlagungsfall den nächsten. Während sich das Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung im Juli 2022 mit einer lakonischen Mitteilung begnügte, in der es ankündigte, dass der ONIL-Generaldirektor von seinen Funktionen entbunden wurde, berichtet die algerische Presse regelmäßig über die Veruntreuung von mehreren Milliarden Dinar durch ONIL. Zudem wurde subventioniertes Milchpulver nach Tunesien, Libyen und Marokko geschmuggelt, worin Verwaltungsbeamte und Politiker verwickelt waren.
Derweil reist der Handelsminister Kamel Rezig durch Drittländer, um Unternehmen zu finden, die in der Lage sind, auf die endemische Milchkrise in Algerien zu reagieren. Die saudische Molkerei Almarai, die eingeladen wurde, den algerischen Markt mit Milch zu beliefern, ist in ihrem Vorhaben, eine Fabrik im Land zu errichten, bereits weit fortgeschritten. Dasselbe gilt für Baladna, ein katarisches Unternehmen, das als eine der größten Molkereien am Persischen Golf gilt.
