Nordirland wird weiterhin dem EU-Binnenmarkt angegliedert bleiben und Waren, die in dort ankommen, werden den EU-Zollbestimmungen unterliegen. Dies führt auch zu einer unterschwelligen Neuausrichtung von Teilen des britisch geführten Nordirlands in Richtung der irischen Republik. Als wichtiger Lieferant des Food Service Sektors in Nordirland bezieht z.B. Lynas Foodservice mehr Waren wie Käse über die offene Grenze zum EU-Mitglied Irland, um die bürokratischen Handelshürden zu vermeiden, die nach dem Brexit mit Großbritannien errichtet werden. Der Lieferant von Kaffeeketten, Fast-Food-Riesen und Pubs hat europäische Ware über Dublin umgeleitet und mehr irische oder EU-Lieferanten gelistet.
Geschäftsführer Andrew Lynas sagte gegenüber Reuters, dass er mit mehr administrativem Aufwand rechnet, selbst wenn Großbritannien einen Handelsvertrag mit der EU abschließt, und dass er begonnen hat, mehr Produkten wie Käse und Wurstwaren von südlich der irischen Grenze zu beziehen. Das fast 70 Jahre altes Familienunternehmen ordert derzeit noch etwa ein Drittel seiner Ware in Großbritannien.
Drei- und sechsmonatige Ausnahmeregelungen, die seitdem vereinbart wurden, um größere Unternehmen von einigen der lästigsten Hürden abzuschirmen, wie z. B. der Notwendigkeit, für alle britischen Produkte tierischen Ursprungs Exportgesundheitszertifikate vorzulegen, mögen den Übergang im Januar erleichtern, sind aber auf lange Sicht keine Möglichkeit, komplexe Lieferketten zu verwalten.
“Die Schonfristen sind nicht sehr langfristig”, sagt der Direktor des Northern Ireland Retail Consortium, Aodhán Connolly, in einem Webinar. “Sie sind kurz- bis mittelfristig, und das zeigt, dass die EU und das Vereinigte Königreich anscheinend dazu neigen, die Lieferkette von Großbritannien in Richtung Europa und Irland umzugestalten.”
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