Freie Übersetzung eines Kommentars in Boerderij, erschienen am 11.11.20:
Es scheint, als ob bei FrieslandCampina im Moment alle ökonomischen Probleme dieser Welt zusammenkommen: politische Unruhen in Hongkong, die den Import von Babynahrung stagnieren lassen, Corona, das dazu führt, dass der Food-Service-Kanal in Europa den größten Teil seines Absatzes verliert, und niedrige Ölpreise, die die Nachfrage in Nigeria, einem wichtigen Absatzmarkt für F/C, versiegen lassen.
Natürlich sind dies alles Probleme. Aber diese Probleme sind größtenteils erst in den letzten sechs Monaten des Jahres zum Tragen gekommen. FrieslandCampina ging es schon vorher eher weniger gut. Siehe die Entwicklung der Jahresnachzahlungen: diese sind seit 2015 ständig zurückgegangen
Das Ruder dreht sich jetzt. Im Jahr 2021 sollten die Kosten um 100 Millionen niedriger sein. Dies wird den Verlust von 1.000 Arbeitsplätzen, die Schließung einiger Fabriken undden Verkauf von Tafelsilber zur Folge haben, alles in der Hoffnung auf eine höhere Wirtschaftlichkeit. Vor allem bei Käse. Mehr als die Hälfte der F/C-Milch geht immer noch in diese Verwertung, ohne einen großen Mehrwert zu schaffen.
Bereits bei der Präsentation der Halbjahreszahlen wurde von F/C darauf hingewiesen, dass eine Reorganisation bevorsteht. Merkwürdig ist nun die Geschwindigkeit, mit der sie kommt. Der normale Ablauf wäre die Unterrichtung der Gewerkschaften und des Personals, gefolgt von einer Pressemitteilung. Es handelt sich um preissensible Informationen, F/C hat einen Hybridkredit und muss sich damit an die Börsenregeln halten. Tatsächlich wurde aber zuerst die Presse informiert, es folgen die Gewerkschaften, der Mitgliederrat und die Mitglieder und schließlich die Mitarbeiter. Diese wissen übrigens noch immer nichts anderes, als dass Arbeitsplätze abgebaut werden.
Ebenfalls auffällig: Die Ankündigung der Reorganisation erfolgt einen Tag nach der Veröffentlichung einer Umfrage mit durchwachsenen Aussagen zum Engagement der Mitglieder. Dies sind zwei schlechte Nachrichten in Folge. Ungeschickte Kommunikation? Dafür ist die Unternehmensorganisation wohl doch zu professionell.