Die britischen Milchexporte in die EU sind seit dem 1. Januar stark zurückgegangen, da die Exporteure mit neuen Handelsbedingungen konfrontiert sind. Dies ist vor allem Folge der gestiegenen Kosten und der zollbezogenen Bürokratie. Es wurde jedoch bisher angenommen, dass der Handel zwischen Nordirland (NI) und der Republik Irland (ROI) aufgrund des NI-Protokolls, das eingeführt wurde, um diesen Handel “frei und reibungslos” zu halten, nicht betroffen sein würde.
Das am meisten mit ROI gehandelte Produkt Nordirlands ist Rohmilch, die aufgrund fehlender inländischer Kapazitäten typischerweise im Süden verarbeitet wird. Laut HMRC-Handelsdaten (britische Zollbehörde) ist dieser grenzüberschreitende Handel jedoch so gut wie zum Erliegen gekommen, wobei das Exportvolumen von Rohmilch im Jahr 2021 bisher weniger als 1 % des normalen Niveaus beträgt. Dies wirft die Frage auf, wie die Industrie in NI angesichts der fehlenden Verarbeitungskapazität mit dieser Milch umgeht. Tatsächlich scheint der Handel fortgesetzt worden zu sein. Nach Angaben des irischen Central Statistical Office (CSO) wurden in den ersten beiden Monaten des Jahres 2021 über 120.000 Tonnen Rohmilch aus NI importiert.
Dies deutet darauf hin, dass ein Teil des Handels des Vereinigten Königreichs mit der EU (insbesondere mit Irland) noch nicht in der HMRC-Handelsstatistik erfasst wurde. Dies ist wahrscheinlich eine Folge der Änderungen an den internen Systemen und Verfahren bei HMRC, und die Daten werden wahrscheinlich im Laufe des Jahres überarbeitet werden.
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