Die europäischen Molkereien sind stolz darauf, täglich mit ihren rund 700.000 Milchviehbetrieben in ganz Europa zusammenzuarbeiten. Diese intensive und stetige Zusammenarbeit prägt die Beziehung innerhalb der Milchlieferkette in einem Sektor, der durch eine ausgewogene und erfolgreiche Koexistenz von Genossenschaftsmodell und Privateigentum gekennzeichnet ist: Etwa die Hälfte der europäischen Milch wird in milchwirtschaftlichen Genossenschaften verarbeitet. Für die Milch, die in privaten Molkereien verarbeitet wird, gelten die 2012 vom Milchpaket festgelegten Regeln.
Der heutige Vorschlag von EU-Kommissar Phil Hogan für einen EU-weiten Rahmen für unlautere Handelspraktiken in der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen in der Lebensmittelversorgungskette stärkt die Position von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU); erklärt der EU-Milchindustrieverband EDA. Die vorgeschlagene Liste der verbotenen Handelspraktiken werde für die nachgelagerte Lebensmittelversorgungskette entscheidend sein und die Stellung der KMU-Molkereien gegenüber der Einzelhandelsmacht stärken.
“In einem immer stärker konzentrierten Einzelhandelsumfeld sind heute alle Molkereien mit unfairen Handelspraktiken konfrontiert – es handelt sich nicht um kleine Molkereien, sondern um alle Molkereien in ganz Europa, die dasselbe Schutzniveau verdienen”, erklärt EDA-Generalsekretär Alexander Anton.
Die Anerkennung der Besonderheiten des Milchsektors – und aller Industriezweige auf der Ebene der ersten Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse – im Rahmen der KMU-Definition (siehe Empfehlung der EU-Kommission Nr. 361 vom 6. Mai 2003) wäre der nächste wichtige Schritt, so Anton. Die heutige KMU-Definition begrenzt den Jahresumsatz auf weniger als 50 Millionen Euro, was relativ kleine regionale Molkereien ausschließt, sobald sie Milch von mehr als 200 durchschnittlichen Milchviehbetrieben sammeln.