Peter Stahl (links), MIV-Vorsitzender, und Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser sprachen in Berlin über aktelle Entwicklungen (Foto: mi)
Ende des Monats könnte es zu einer grundlegenden Änderung bei den Stützungsmaßnahmen für den Milchsektor geben. Dann nämlich dürfte aller Voraussicht nach der Agrarrat die Entscheidung darüber wann und zu welchen Konditionen interveniert wird an die EU-Kommission übertragen. Wie Eckhard Heuser, Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes (MIV), am 23. Januar in Berlin vor der Presse erklärte, wird es nach diesem Schritt kein automatisches Einsetzen der Intervention mehr geben, auch könnten die Einlagerungsbedingungen von Woche zu Woche wechseln, was den Molkereien eine Kalkulation unmöglich machen würde. In einem solchen Fall stellt sich lt. Heuser die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Interventionssystems, das Geld könnte dann möglicherweise besser zielgerichteter zur Stützung der bäuerlichen Existenzen eingesetzt werden.
Mit ihrer „Dumpingaktion“ in der letzten Woche, bei der MMP für 1,19 €/kg aus der Intervention abgegeben wurde, wollte die Kommission womöglich ein Signal an die Händler abgeben. Laut Heuser steht zu befürchten, dass die Interventionsbestände nun zu einem Preis von zwei Dritteln des seinerzeitigen Einstandspreises für den EU-Haushalt in den Markt gedrückt werden sollen.
Dass es zu einem Überangebot auf der Eiweißseite kam, begründete Heuser u.a. damit, dass inzwischen fast alle Süßmolke verwertet wird, woraus ein höheres Angebot an Milcheiweiß generell resultiert.
Auf der Fettseite ist die Lage noch deutlich besser. Hier notiert Butter aktuell in etwa auf der doppelten Höhe des Interventionspreises. Speziell von Käse gehen „nach dem Weihnachtsblues“ nun wieder positive Signale aus. Da 40% der deutschen Milch verkäst werden, könnte diese Entwicklung den Milchpreis 2018 retten.
Insgesamt ist die Branche lt. dem MIV-Vorsitzenden Peter Stahl aktuell nicht unzufrieden und will auch einer neuen Krise nicht das Wort reden. Sorge bereite aber das in Anbahnung befindliche Freihandelsabkommen mit Neuseeland. Die dortige Milchwirtschaft ist exportstark und ein harter Wettbewerber für die europäischen Milchverarbeiter. Sollte es zur mengenseitigen Freigabe der Warenströme kommen, brauche die Politik nicht mehr an die Branche zu appellieren, sich negativen Michpreisentwicklungen entgegenzustellen.