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BMI mit neuer Stärke

Präsentierten eine wiedererstarkte BMI (von links): Karl Beck, Aufsichtsratsvorsitzender, Peter Hartmann, geschäftsführender Vorstand, und die beiden Geschäftsführer Dr. Thomas Obersojer und Claus Gütling (Foto: mi)

Überraschend schnell konnte die Bayerische Milchindustrie (BMI) die Probleme weitgehend lösen, die zu dem schlechten Abschneiden im Jahr 2009 geführt haben. Die gestundeten Milchgelder werden im November mit Ausnahme bei der MEG Nordbayern vollständig entrichtet, die kurzfristig auf 14 % abgesackte Eigenkapitalquote tendiert im laufenden Geschäftsjahr schon wieder bei 25 – 27 % und soll 2012 die 30 Prozent-Marke wieder überschreiten, so die BMI-Geschäftsleitung am 28. Juni vor der Presse in Landshut.

3-Jahres-Plan
Basis des Ganzen ist, wie Peter Hartmann, geschäftsführender Vorstand der BMI erklärte, ein 3-Jahres-Plan, über den die Schwächen im Geschäft Schritt für Schritt beseitigt und die Ertragskraft ausgebaut werden. Hierbei wird an vielen Stellschrauben gedreht, u.a. mit Verdichtung der Verwaltung und der Produktionseinheiten, bei der wirtschaftlichen Bereinigung von Standorten, bei der Logistik, der Beschaffung und im Vertrieb, national wie international. Letzterer erfolgt nun konsequent deckungsbeitragsorientiert.

Standorte
Mit Übernahme der Quarkproduktion aus dem in 2012 stillzulegenden Werk Bad Kissingen wird Zapfendorf zu einem der zentralen BMI-Standorte. Dort werden mit Neuinvestitionen Kapazitäten ausgebaut, u.a. für die Trocknung (70.000 t Jahresproduktion) und für fettverwertende Produkte wie Sahne und Butter. Auch Jessen wird lt. Hartmann weiter ausgebaut: die Schnittkäseproduktion soll in den kommenden 2 bis 3 Jahren von 16.000 t auf 30.000 t wachsen, die soeben für 4,1 Mio. € eingerichtete Kugelmozzarellaproduktion wird ebenfalls weiter expandieren.
Der Entschluss, die Inntaler Mischfutter GmbH am Standort Landshut aufzugeben, wurde bereits kommuniziert. Wie Geschäftsführer Dr. Thomas Obersojer bestätigt, sind die Verhandlungen für den Verkauf bereits weit fortgeschritten. Fest steht, dass die Produktion (35 Beschäftigte) in Landshut stillgelegt wird, die Verwaltung mit 90 Mitarbeitern soll jedoch erhalten bleiben.

Ebenfalls unter dem Zeichen der Aufgabe unrentabler Engagements steht der vor 4 Wochen erfolgte Verkauf der tschechischen BMI-Töchter Lacrum, Astrom und Milstrom.

Umweltseitig gab es für die BMI-Werke Fortschritte: Jessen konnte über einen Dampfbezug aus einer Biogasanlage den Erdgasverbrauch um 30 % senken, in Zapfendorf wurde eine 10 %ige Stromeinsparung erreicht, in Winzer wurde der Energieverbrauch der Lüftung um 60 % reduziert. Zusätzlich gab es eine Verbesserung auf der Abwasserseite: der CSB-Wert wurde um 10 % (Durchschnitt) gesenkt.

Kernkompetenzen
Die BMI sieht in der Trocknung von Milch und Molke, hier v.a. Spezialprodukte wie Molkenderivate, in Käse und in der Frische ihre Hauptgeschäftsfelder. Um diese Kernkompetenzen zu stärken wurde soeben eine eigene F&E Abteilung etabliert, die nun sukzessive auf- und ausgebaut wird. Dies erfolgte auch mit dem Blick auf künftig nötige größere Diversifikation, um kundenspezifische Produkte oder solche für asiatische Exportmärkte liefern zu können. Auch die Bioschiene will die BMI nun forciert bedienen.
Mit dem Verwertungsmix sieht sich die BMI gerüstet, um die in Zukunft zu erwartende höhere Marktvolatilität in Eigenregie zu dämpfen.

 

 Volles Haus bei der BMI-Generalversammlung am 29. Juni in Landshut (Foto: mi)

Bilanz
Die tatsächlich von der BMI in 2009/2010 nicht bezahlten und von den Landwirten gestundeten Milchgeldzahlungen belaufen sich auf 12,6 Mio. €. Die Forderungen werden Ende des Jahres wie Hartmann betonte zu 100 % bedient, lediglich eine Liefergruppierung (MEG Nordbayern, ca. 120 Mio. kg) wollte eine Drittelung über die kommenden drei Jahre. Von den Zahlungen fließen 50 % als Eigenkapital, in der Summe 5,8 Mio. € an die BMI zurück. Daneben wird mit der öffentlich-privat zusammengesetzten Bayern Beteiligungsgesellschaft (u.a. Commerzbank, Freistaat Bayern, Bayer. Landesbank) über eine stille Teilhaberschaft verhandelt. Diese soll weitere 3 Mio. € Eigenkapital bringen.
Mit den betreffenden Erzeugervereinigungen (mit Ausnahme der MEG Nordbayern) wurden Öffnungsklauseln vereinbart, damit sich die Misere, die auf an Vergleichsmolkereien vertraglich gebundenen, aber nicht erwirtschaftbaren Auszahlungsleistungen nicht wiederholen kann.

Mit dem Gewinn aus 2010 in Höhe von 6,2 Mio. € wird der Verlustvortrag von 19,8 Mio. € aus 2009 auf nun 13,6 Mio. € abgebaut. In der Nettobetrachtung entspricht dies einer Ergebnisverbesserung in Höhe von 26,5 Mio. €. 

Ausblick
In den ersten 5 Monaten waren die BMI-Betriebe optimal ausgelastet, es wurde u.a. deutlich mehr Molke geliefert. Im laufenden Jahr verbesserte sich damit auch das Ergebnis um bisher 2,7 Mio. €. Da sich der Markt bis zum Jahresende nach Einschätzung der BMI stabil zeigen dürfte (Hartmann sieht aktuell auch den russischen Käseimport wieder in Erholung), wird die BMI ihr geplantes Ergebnis wohl übertreffen. Hartmann: „Banken und Mitglieder trauen uns nun viel mehr zu als vor einem Jahr. Das Vertrauen der Milchlieferanten und Partner ist zurückgewonnen."
Milchpreisseitig hat die BMI den Anschluss wieder gefunden, schon im letzten Jahr lag sie bundesweit im oberen Drittel und bayernweit in der oberen Hälfte. Aktuell werden 35 Cent ausbezahlt (4 % Fett), 0,4 Cent über der Vergleichsbasis. Im vergangenen Jahr wurden 32,03 Cent (Durchschnitt) bezahlt, 4,7 Cent mehr als 2009. Der MM-Preis stieg um 65,2 % auf 21,56 Cent, der für flüssige Molke legte um 83,8 % auf 2,57 Cent zu.
Wie der Aufsichtsratsvorsitzende Karl Beck unterstrich, will die BMI ab der 2. Hälfte dieses Jahres wieder „positive Signale auch für den Milchstandort Bayern" aussenden – womit Beck die BMI als Partner für andere Unternehmen auch in strukturellen Fragen verstanden wissen will.

 


BMI 2010 in Kürze

Umsatz: 460 Mio. € in der Gruppe, 420,09 Mio. € in der eG
Aufteilung: 31 % Trockenprodukte, 32 % Frische (inkl. Versand), 37 % Käse

Rohstoffeingang:

  • Primärmilch 670,1 Mio. kg (+ 22 %)
  • Molke 1,885 Mrd. kg (+ 4,3 %)
  • Sekundärmilch 85,1 Mio. kg (- 32,5 %)

 

Produktion:

  • Milchpulver 5.457 t (- 56,2 %)
  • Molkenpulver 39.493 t (- 10,3 %)
  • Spezialprodukte 70.364 t (+ 1,5 %)
  • Frischprodukte 130 Mio. kg (+ 16,5 %)
  • Käse 51.546 t (+ 54,5 %, bedingt durch die Fusion der Elsterland eG zum 1.1.2010)

 

Mitarbeiter: 811 (+ 90 über die Integration von Jessen)


 

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