Die Jahrestagung des Milchindustrie-Verbandes MIV in Dresden war außerordentlich gut besucht – auf dem Programm standen die aktuellen Vorschläge der Kommission zur Gestaltung des Verhältnisses zwischen Erzeugern und Molkereien (Dr. Rudolf Mögele, EU Kommission), die Medienlandschaft (Prof. Helmut Thoma) und die Internationalisierung des Mopro-Geschäfts (Peder Tuborgh, Arla Foods). Bei aller Hoffnung auf eine weiterhin stabile Marktlage, gebe es derzeit jedoch einige politische und finanzwirtschaftliche Unsicherheiten, welche die Rahmenbedingungen erheblich beeinflussen können Foto: mi
Arla Foods Chef Peder Tuborgh sieht akuten Handlungsbedarf für Molkereien, sich in den kommenden ca. 4 Jahren für die Zukunft zu positionieren. Auf der Jahrestagung des Milchindustrie-Verbandes erklärte der Däne am 21. Oktober, dass die heutige Zeit eine Zeit des Umbruchs sei. Als Herausforderungen für die Branche beschrieb Tuborgh fünf Bereiche:
• Internationalisierung des Handels und zunehmdender Druck auf dessen Margen
• der technische Fortschritt ermöglicht immer höhere Größeneffekte, um bei den Kosten und in der Technologie mithalten zu können, müssen Molkereien immer höhere Investitionen tätigen, was Anforderungen an die Kapitalausstattung stellt
• Globalisierung – Produkte, auch frische, werden immer weiter entfernt von der Produktion distribuiert
• das künftige Wachstum findet nicht mehr in Europa statt, die bekannten Wachstumsmärkte erfordern neue Produkte, neue Marketingkonzepte und Auseinandersetzung mit dem weitgehend Unbekannten.

Auf dem Podium: MIV Vorsitzender Dr. Karl-Heinz-Engel (links), Hochwald, und Peder Tuborgh. In seiner Einführung in die Tagung sprach Engel von einer wieder guten Stimmung in der Branche und bei den Milcherzeugern. Dies sei auf gute Perspektiven für die kommenden Jahre zurückzuführen. Bei der Anpassung an sich verändernde Märkte müsse die Branche indes schneller werden (Foto: mi)
Langfristig sieht Tuborgh trotz höherer Volatilität in den Märkten gute Perspektiven. 2030 wird die Nachfrage weltweit bei 1,2 Mrd. t Milch liegen, die Produktion wird nur 1,04 Mrd. t liefern, wenn hier kein signifikantes Wachstum erfolgt. Die Molkereien dürfen, so Tuborgh, den eigenen Markt nicht außer Acht lassen, gleichzeitig müssten sie aber auch die Chancen im internationalen Raum nutzen. Tuborgh: „Die Molkereien müssen Mut beweisen und die Konsolidierung vorantreiben!" Auf Dauer werde es zu teuer und zu schwierig werden, sich nur in Deutschland oder Europa einzubetten, warnte Tuborgh, um zugleich aber Skepsis für Direktinvestitionen in anderen Regionen ohne direkten Bezug zur eigenen, heimischen Rohstoffbasis. Nur wer in allen Märkten die Chancen sucht, wird bei den Gewinnern sein, meinte Tuborgh.
Arla Foods: Umsatz 6,54 Mrd. € (in Deutschland 2011: 900 Mio. €), 8,713 Mrd. kg Milch (6,174 Mrd. kg Eigenrohstoff), 16.125 Mitarbeiter
Mehr zur Tagung und ihren Inhalten in Ausgabe 11 von molkerei-industrie.