In einem Schreiben an den EU-Handelskommissar Karel de Gucht vom 8. August beschwert sich ein belgischer Berater (Name ist der Redaktion bekannt) über die Praktiken der Internet-Handelsplattform globalDairyTrade. Diese von Fonterra installierte Plattform habe nur den Zweck, Vertrauensbildung vorzutäuschen und davon abzulenken, dass Fonterra nach wie vor die Angebotsseite nach Belieben kontrolliert. globalDairy Trade sei geschaffen worden, so lautet die aktuelle Beschwerde, nachdem Vorwürfe aus vielen Ländern erhoben worden waren, wonach Fonterra den VMP-Markt über ein Joint Venture in Argentinien und den MMP-Markt über eine Kooperation mit Dairy America manipuliert haben soll.
globalDairy Trade sei alles andere als ein Instrument, das die Markttransparenz steigert, schreibt der Berater. Die Plattform diene vielmehr dazu, die Monopolstellung Fonterras voranzutreiben. Begründet wird dies folgendermaßen:
1) globalDairyTrade handelt nicht mit Butter und MPC85, da
-Fonterra-Butter über eigene Absatzkanäle in bestimmten Märkten vertrieben wird und man die Geschäft nicht mit Preisinformationen aus globalDairyTrade stören wolle
-MPC85 eines der wenigen Produkte ist, die Fonterra zum reduzierten Zollsatz von 3,4% nach Europa und ebenfalls präferenzierten Sätzen in andere Länder exportieren kann. Dies ermögliche es Fonterra auch, das Preisniveau in diesen Märkten indirekt zu beeinflussen.
2) globalDairyTrade weist keine Handelsmengen für einzelne Produkte aus, sondern nur eine aggregierte Gesamtmenge der jeweiligen Umsätze.
Grund dafür sei, dass so der Preis für VMP während der Hauptsaison in Europa gedrückt werden kann, damit die Käufer Produkt von Fonterra beziehen. Dies erfolge, indem im jeweiligen Tender große Mengen angeboten werden, so dass sich die Käufer ohne größere Schwierigkeiten zu niedrigen Preisen eindecken können. Bei Beginn der Milchschwemme in Neuseeland würden dann geringere Mengen an VMP angeboten, so dass die Käufer den Preis hochtreiben müssen. Dabei profitiert Fonterra davon, so der Berater, dass einige Kunden neuseeländisches Pulver beziehen müssen, weil sie darauf auf ihren Verpackungen hinweisen.
3) Gebote werden unter falschen Behauptungen zurückgewiesen.
Beim Registrieren müssen die Teilnehmer die Exportdestinationen angeben, in die sie die Ware senden wollen. „Stört" ein Exportziel einen der Großabnehmer von Fonterra, wird das Gebot mit der Begründung zurückgewiesen, dass keine Broker/Händler zugelassen seien. So werde auch argumentiert, wenn der betreffende Bieter ein Distributeur ist, heißt es in dem Schreiben an die EU Kommission. Dabei seien die drei größten Broker in der EU dennoch zugelassen, um Beschwerden vorzubeugen.
4) Fonterra stelle Großkunden auch bedeutende Mengen außerhalb von globalDairyTrade zur Verfügung – zu Preisen unterhalb des jeweiligen Niveaus auf der Handelsplattform. Erst kürzlich habe Fonterra solche Kunden gebeten, wenigstens kleine Mengen auf globalDairyTrade zu beziehen, um Beschwerden vorzubeugen, behauptet der Belgier.
Eine Umfrage der Redaktion unter Mopro-Händlern ergab, dass die Beschwerde substantiiert sein könnte. Ein Händler berichtet, dass ihm nach erfolgreichem Gebot Veterinär-Exportzertifikate für Russland oder die EU verweigert wurden. Geäußert wurde dabei auch der Verdacht, dass Fonterra an seine Tochtergesellschaften zu überhöhten Preisen verkauft und diesen später eine Rückvergütung gewährt. Einer der Hauptvorwürfe ggü. globalDairyTrade lautet, dass Bieter nicht sehen können, bei welchem Preisniveau sie aus der Handelsrunde ausscheiden.
