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Walhorn und Arla Foods erläutern Fusionsziele

Vor der Presse (von links): EGM-Geschäftsführer Joseph Locht, EGM-Verwaltungsratsvorsitzender Mathieu Dobbelstein und im Oerting Joergensen, Exec. VP Consumer Group Germany and the Netherlands bei Arla Foods (Foto: molkerei-industrie/moproweb)

Einen Tag nachdem die belgische Eupener Genossenschaftsmolkerei (EGM) und Arla Foods die Fusion mit 94,6%iger bzw. 93,5%iger Mehrheit beschlossen hatten, erläuterten die beiden Genossenschaften am 15. Mai in Walhorn ihre Pläne auch vor der Presse – molkerei-industrie/moproweb.de waren vor Ort.

Ziel der Fusion ist, den Standort im belgischen Walhorn und die dort laufende Kooperation mit Lactalis zu erhalten, erklärten übereinstimmend von Seiten der EGM der Verwaltungsratsvorsitzende Mathieu Dobbelstein und Geschäftsführer Joseph Locht, sowie Tim Oerting Joergensen, Exec. VP Consumer Group Germany and the Netherlands bei Arla Foods. Da EGM und damit auch Arla an Walhorn nur eine Minderheitsbeteiligung halten, muss dafür ein Konsens mit Lactalis gefunden werden. Joergensen ist aber überzeugt, „auf der anderen Seite“ einen professionellen Gesprächspartner zu finden, so dass auch entsprechend professionelle Lösungen getroffen werden können. Eine Standortgarantie für Walhorn gibt es in der Absprache zwischen EGM und Arla allerdings nicht. In diesem Zusammenhang erklärte Joergensen auf Frage von molkerei-industrie/moproweb.de, dass eine Verlagerung der Produktion aus Walhorn in ein anderes Arla-Werk (hier Nijkerk) nicht so einfach möglich sei, da sich die Produktionsprogramme deutlich unterscheiden.

Mit der Fusion, die erst noch kartellrechtlich genehmigt werden muss, bekommt Arla Foods 551 Mio. l Milch von EGM-Lieferanten hinzu. Erstmals wird das Unternehmen dann auch ca. 50 niederländische Mitglieder erhalten, so dass Arla dann als Genossenschaft in sieben EU-Ländern aufgestellt sein wird. Wie Joseph Locht darlegte, stehen die Zeichen für Walhorn auf Wachstum: die Eigenmilchbasis wuchs von 2012 auf 2013 um 29 Mio. l und wird in diesem Jahr wohl erneut um mindestens 13 Mio. l zulegen. Mit einer Rohstoffspritze von Seiten der zu Lactalis gehörenden Socabel kam Walhorn im letzten Jahr auf eine Gesamtverarbeitung von 592 Mio. l.

Von den 551 Mio. l Eigenmilch in 2013 wurden von 325 deutschen Lieferanten insgesamt 292 Mio. l erfasst. Weitere ca. 200 Mio. l holte EGM aus Belgien und ca. 50 Mio. l aus Holland ab. Insgesamt liefern 817 Erzeuger an EGM.

Laut Dobbelstein hat EGM aus einer Position der Stärke heraus mit Arla Foods verhandelt. Die Markterlöse waren in der 2. Hälfte 2013 (und auch noch im angelaufenen Jahr) so gut, dass ggü. 2012 36 Mio. € mehr Ertrag erwirtschaftet werden konnte. Den bis Juli anfallenden Mehrerlös will EGM nun zügig an die Lieferanten auszahlen, bis dann ca. ab dem 1. August der Arla-einheitliche Milchpreis bezahlt wird.

Beim Eigenkapital, das bei Arla Foods 2,5 Mal höher angesetzt ist als bei EGM, wurde ein Kompromiss gefunden: EGM wird Rücklagen in das Kapital von Arla einbringen, so dass die Bauern vor allzu großen Zahlungen verschont bleiben.

Problemfall Lactalis
Der Schritt hin zu Arla, zu der EGM aktiv den Kontakt gesucht hat, war lt. Dobbelstein durch die Politik von Lactalis ausgelöst worden. Der französische Konzern, der seit 20 Jahren Verarbeitung und Vermarktung für EGM durchführt, war seit Jahren nicht bereit, im nötigen Maß in das Werk Walhorn zu investieren. Dies kulminierte darin, dass in 2013 nicht mehr alle erfasste Milch in Walhorn verarbeitet werden konnte. Daraufhin sah sich EGM gezwungen Milch an Dritte zu verkaufen, obwohl der Vertrag mit Lactalis eine exkl. Andienungspflicht beinhaltet. Die Verantwortlichen bei EGM sahen die Abnahme des Rohstoffes und auch die Erwirtschaftung einen wettbewerbsfähigen Milchpreises damit langfristig gefährdet. Hinzu kam, dass Lactalis am Ende den Bau eines neuen Trockners zusagte, dafür aber eine Beteiligung der EGM-Bauern in Höhe von 1,1 Cent/kg Milch auf drei Jahre verlangte. Nun ist Lactalis, so Dobbelstein, vor vollendete Tatsachen gestellt – wobei Dobbelstein zugleich betonte, dass EGM der Schritt nach 20 Jahren Partnerschaft nicht leicht gefallen ist.

Walhorn AG
Die Walhorn AG als Beteiligungsunternehmen von EGM und Lactalis hat 2013 592 Mio. l Milch mit 122 Beschäftigten verarbeitet und einen Umsatz von 281 Mio. € (+14,2%) erzielt. Investiert wurden 1,5 Mio. € (Erhaltung), die Abschreibungen lagen bei 1,1 Mio. €. Der Milchpreis beträgt in etwa 39,5 Cent (die Höhe der Nachzahlung ist noch offen, wird aber wohl um die 1,5 Cent betragen). Für 2014 erwartet EGM einen Milchpreis, der 1,5 – 2,5 Cent über 2013 liegen wird.

 

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