„Wir können es uns nicht leisten, dass die Fusion schiefgeht. Deswegen wird alles im Vorfeld geklärt, Präzision geht vor Schnelligkeit", so schilderte Nordmilch-Vorstandsvorsitzender Dr. Josef Schwaiger (Foto: mi) den Stand der Gesprächemit Humana Milchindustrie über die Fusion des operativen Geschäfts beider Molkereien im Rahmen einer Pressekonferenz vom 21. Juni 2010 in Bremen. Aktuell wird nach Abhalten der Vertreterversammlungen in beiden Genossenschaften in dieser Woche der Antrag beim Kartellamt gestellt, wobei Schwaiger davon ausgeht, dass es keine Genehmigungsprobleme und möglicherweiseauch keine Auflagen geben wird.
Fusion NM – HMI
„Nord-Contor ist eine vernünftige Sache", sagte Schwaiger, „aber wir haben unsere Stabilität noch nicht ausreichend abgesichert." Spezielle Synergieeffekte aus der Fusion mit HMI (seit 2005 laufen bereits intensive Kooperationen, die 2009 in der Schaffung einer gemeinsamen Vertriebsorganisation mündeten) sieht der NM-Chef im Bereich der Logistik (140.000 Transportvorgänge/a), in der Erfassung und im Investitionsbereich. Bei den Werken werde es in den nächsten beiden Jahren keine gravierendenEinschnitte geben, wohl aber bei den Produktionsabteilungen. Marktseitig gebe es Synergien bei F&E (die intensiviert werden soll), außerdem werde eine bessere finanzielle Ausstattung des neuen Unternehmens – das weder Nordmilch nochHumana heißen wird – eine bessere Erschließung von neuen und Auslandsmärkten ermöglichen. Bis zu für den Herbst angesetzten außerordentlichen Vertreterversammlungen sollen alle Details von den aktuell 90 Arbeitsgruppen geklärt sein. Start des operativen gemeinsamen Geschäfts wird der 1.1.2011 sein, die Fusion wird rückwirkend zum 1.7.2010 greifen.
Als Marken beibehalten werden: Milram (Flaggschiff),Oldenburger (Export) und regional Osterland. Das neue Unternehmen wird speziell bei Schnittkäse, Industrieware und Frischprodukten weiteres Wachstum suchen.
Eine Fusion der Basisgenossenschaften hat im Moment keine Priorität, sagte Schwaiger. Das neue Unternehmen werde den Genossenschaften zu entsprechend gleichen Teilen die Erlöse übertragen, bei der internen Verteilung wird es aufgrund unterschiedlicher Lieferordnungen etc. noch für einige Zeit einen differenzierten Milchpreis geben.
NM-Geschäft 2009
Die Nordmilch hat im letzten Jahr einen Gewinn in Höhe von29 Mio. € erzielt und eine Erhöhung des Eigenkapitalanteils auf 31 % derBilanzsumme vornehmen können. Zudem wurde ein Milchpreis von 22,88 Cent (3,7/3,4) bezahlt – erstmals seit Jahren über dem Schnitt der 14 norddeutschen Vergleichsmolkereien.
In den ersten 5 Monaten des laufenden Jahres wurde ein Milchpreis von 26,6 Cent bezahlt, 4,6 Cent über dem Vorjahreszeitraum. Laut Schwaiger habe sich die an Zielmärkte angepasste Sortimentsstruktur ebenso wie die daran angepasste Produktionsstruktur bewährt. Impulsgeber waren Käse (+ 6 % im Absatz, + 21 % im Export) und Pulver sowie Produkte für Weiterverarbeiter. Den Milchpreis sieht Schwaiger auch für den Norden in den nächsten Monaten um die 30 Cent.
Finanzvorstand Volkmar Taucher zufolge konnte NM seit 2006 die Schulden halbieren und das Eigenkapital verdoppeln. Im letzten Jahr bedeutete dies einen Abbau der Verbindlichkeiten bei Banken um 27 Mio. € auf 73 Mio. € und ein Plus von 36 Mio. € beim Eigenkapital.
Nordmilch 2009
Milchverarbeitung: 4 Mrd. kg (2,8 Mrd. kg aus eigener Anlieferung)
Umsatz: 1,862 Mrd. €
- davon Inland: 1,3 Mrd. €
- EU: 445,8 Mio. €
- Drittländer: 110,277 Mio. €
Umsatzverteilung (Mio. €): Käse 630,9, Milchpulver 203,9, Frischware 223,5, Butter 150,7, H-Produkte 137,5, Kondensmilch 105,2, Industrieprodukte/Konzentrat 186,4, sonstige Produkte 224,2
Mitarbeiter: 2.500
Produktion (in t): Butter 52.879, Käse 182.043, Frischprodukte 200.822, Dauermilchprodukte 336.103, Milchpulver 105.211
Bilanzsumme: 509,3 Mio. €, Anlagevermögen 200,8 Mio. €, Eigenkapital 83,5 Mio. €, Bilanzverlust 66,8 Mio. €, langfristige Rückstellungen 72,9 Mio. €