In seinem Bericht für das abgelaufene Geschäftsjahr 2013, dem erfolgreichsten Jahr in der Firmengeschichte der Hohenloher Molkerei, führte Geschäftsführer Martin Boschet (Aufmacherfoto: mi) anlässlich der Generalversammlung der Genossenschaft am 23. April in Schwäbisch Hall aus, dass niemals zuvor die Zielstrebigkeit und konsequente Ausrichtung des Unternehmens auf mehrere Kerngeschäftsfelder so positiv vom Markt honoriert wurde, wie dies 2013 der Fall war.
Der voll erwirtschaftete Milchauszahlungspreis für das abgelaufene Geschäftsjahr liege absolut betrachtet auf Rekordhöhe. Der Milchpreis der Hohenloher Molkerei erreichte im Durchschnitt aller Qualitäten bei 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß 43,76 Cent/kg brutto (netto 39,53 Cent/kg). Unter Berücksichtigung aller Zuschläge kam der Nettomilchpreis auf 40,28 Cent/kg. Das Vorjahresergebnis wurde so um netto 8,19 Cent/kg oder 26 % übertroffen.
Boschet bekräftigte seine Auffassung, dass bei der Gesamtbeurteilung der Leistungsfähigkeit einer Molkerei, bezogen auf den Milchpreis, ein Zeithorizont von mindestens 5 Jahren angemessen ist. Nie zuvor konnte die Hohenloher Molkerei den von der BLE berechneten Milchpreisdurchschnitt für Deutschland und Baden-Württemberg für konventionell erzeugte Kuhmilch derart überzahlen.
Dieser Erfolg gehe zurück auf strategische Entscheidungen der Vergangenheit. Dazu waren große Vorleistungen in Form von Investitionen in Grundstücke, Gebäude, Technologie, in Märkte und Produktqualität erforderlich, sagte Boschet.
2013
Milchjahr 2013 wurde von sehr günstigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen geprägt, erklärte Boschet vor den Lieferanten. Der Milchmarkt in der EU und in Deutschland habe sich deutlich fester entwickelt, als zu Jahresbeginn erwartet.
Die über Jahre teilweise so hoch gelobte Käseverwertung konnte bei der Preisentwicklung allerdings nicht schritthalten. Besonders bei Schnittkäse wurden mittlerweile weltweit enorme Produktionskapazitäten aufgebaut.
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Generalversammlung der Hohenloher Molkerei am 23. April in Schwäbisch Hall (Foto: mi)
H-Milch und Frischmilch, die Hauptgeschäftsfelder der Hohenloher Molkerei, waren nach erfolgreichen Kontraktverhandlungen mit steigenden Preisen im Frühjahr und Herbst 2013 mit die attraktivsten Verwertungen am deutschen Milchmarkt. Dadurch, dass deutsche H-Milch in Asien und hier vor allem in China, aber auch in Nordafrika aufgrund ihrer hohen Qualität sehr stark nachgefragt wurde, haben sich für die verbliebenen Hersteller neue, vor Jahren kaum für möglich gehaltene Absatzmöglichkeiten entwickelt. Wir können so den gesättigten Märkten in Deutschland sowie West- und Südeuropa teilweise entgehen.
„Daneben konnten wir von unglaublich festen Tendenzen bei Versandmilch profitieren. Nie zuvor konnte im Gesamtjahresverlauf mit dem Verkauf von Voll- und Magermilch derart hohe Preisniveaus wie 2013 erzielt werden. Sehr positiv hat sich auch das sehr hohe Preisniveau für Butter für uns ausgewirkt“, so Boschet.
Die Gesamtmilchverarbeitung ging in Schwäbisch Hall leicht um 1,66 Mio. kg auf 359,3 Mio. kg zurück. Während die Zukaufsmenge zum saisonalen Spitzenausgleich um 0,2 Mio.kg auf 6,4 Mio. kg leicht anstieg, war der Rohmilcheingang von eigenen Milcherzeugern um 1,9 Mio. kg auf 352,9 Mio. kg rückläufig.
Der Umsatz erhöhte sich durch Preiserhöhungen und einer höheren Wertschöpfung durch neue Listungen weit überproportional um 23,23 % oder 39,37 Mio. € auf 208,8 Mio. €. Das Unternehmen sei damit doppelt so stark wie die Gesamtbranche gewachsen, so Boschet weiter.
Die Investitionen lagen mit 3,42 Mio. € im Durchschnitt der letzten Jahre und deutlich über den Abschreibungen in Höhe von 2,52 Mio. €. Das Eigenkapital wuchs auf 33,5 Mio. € an, die Eigenkapitalquote liegt mit 52 % ebenfalls über dem Branchendurchschnitt.
Markt
Boschet: Eines der markseitigen Themen war für die Hohenloher Molkerei das Regionalkonzept „Unsere Heimat“ der Edeka Südwest, wo sich die Genossenschaft zu einem sehr starken Partner entwickelt habe.
Im Einzelnen sprach Boschet in seinem Bericht an:
• Starke Absatzsteigerungen bei Sauermilcherzeugnissen, hier vor allem Kefir
• Nach der erfolgreichen Einführung eines Energiemanagementsystems nach ISO 50001 wurde eine Befreiung von der EEG-Umlage erreicht
• Steigerung der Absatzmengen im Bereich Frischmilch und fermentierte Erzeugnisse auf 34,5 Mio. kg.
• Steigerung der Absatzmengen im Bereich H-Milch um 7 Mio. kg oder 2,8 % auf 251,5 Mio. kg
• Die Produktionsmengen an Tetra Pak Verpackungen konnten in den Bereichen ESL-Milch, H-Milch, H-Sahne, haltbare Milchmischgetränke sowie Tee- und Erfrischungsgetränke auf 292 Mio. Stck. gegen den Trend ausgebaut werden.
In den Milchversand wurden 61,9 Mio. kg Milch vorwiegend an Käsereien in Deutschland und Italien abgegeben. Die hohe Nachfrage in diesem Segment konnte aufgrund fehlender Milchmengen trotz hohen Preisniveaus nicht vollständig gedeckt werden.
Um dem stark steigenden Auftragseingang bei H-Milch durch neue Listungen im In- und Ausland überhaupt gerecht werden zu können, wurde in eine weitere neue Abfülllinie investiert.
Insgesamt betreibt die Hohenloher Molkerei nun über 13 Abfülllinien im Bereich Konsummilch, stündlich können und werden derzeit 87.000 Kartonverpackungen abgefüllt. „Allerdings reichen die Kapazitäten noch immer nicht aus. Nur durch zusätzliche Produktionsschichten am Wochenende konnten die hohen Auftragseingänge bewältigt werden“, sagte Boschet.
Vor wenigen Tagen wurde eine weitere UHT-Anlage von GEA TDS mit 21.000 Liter Stundenleistung planmäßig in Betrieb genommen. Auch der mehrfach verschobene Bau der neuen Milchannahmehalle konnte realisiert werden. Diese Halle wird vollständig mit Abwärme der Druckluftkompressoren beheizt.
Bilanz
Das Anlagevermögen der Hohenloher Molkerei beträgt für das letzte Jahr 12,82 Mio. €. Die liquiden Mittel betrugen 13,85 Mio. € und liegen damit um 7,6 Mio. € höher als 2012. Die Bilanzsumme liegt mit 64,3 Mio. € ebenfalls deutlich um 14,9 Mio. € höher als im Vorjahr.
Die Geschäftsguthaben belaufen sich auf 16,7 Mio. €. Einschließlich Ergebnisrücklagen und Bilanzgewinn liegt das Eigenkapital bei 33,46 Mio. €.
Verbindlichkeiten gegenüber Banken oder anderen Finanzdienstleistern bestanden nicht.
Mit 3,14 % Umsatzrendite lag die Hohenloher Molkerei 2ß13 beim operativen Ergebnis wie auch beim Milchpreis über dem Branchensurchschnitt. Der höhere Jahresüberschuss dient dem weiten Ausbau der Rücklagen, da die Geschäftsguthaben durch den voranschreitenden Strukturwandel rückläufig sein werden.
Ausblick auf 2014
„Wir haben das Jahr 2014 mit demselben Tempo begonnen, mit dem wir 2013 aufgehört haben. Das zeigt der Blick auf unsere Umsatz- und Verkaufszahlen im 1. Quartal 2014. Während die deutsche Milchindustrie nach ersten vor-liegenden Zahlen einen Umsatzzuwachs von bescheidenen 0,92 % im Januar hatte, liegen wir im 1. Quartal beim Umsatzzuwachs deutlich zweistellig, wir haben ein stärkeres Wachstum als die Gesamtbranche“, so Boschet.
Bei H-Milch wurde im 1. Quartal 2014 ein neuer Rekordabsatz erzielt. Der Zuwachs betrug über 5 %. „Das Problem ist nur, dass bildlich gesprochen unser Molkereischiff und damit unser Firmenareal und die zur Verfügung stehenden Produktions- und Lagerflächen zu klein geworden sind. Wir brauchen mehr Platz und wir müssen erneut anbauen“, kündigte Boschet an.
Gemeinsam mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf wird das Unternehmen eine Mitgliederbefragung durchführen, die Aufschluss über Zukunftsfragen geben soll.
„Wer unser letztes Info-Rundschreiben gelesen hat, das Sie vor gut 10 Tagen erhalten haben, konnte klar erkennen, dass derzeit nicht nur in Deutschland und Europa sondern weltweit ein zu schnell gewachsenes Milchaufkommen einer gedämpften Nachfrage gegenüber steht. Besonders deutlich und krass wurde dies bei Versandmilch über Ostern. Es ist sogar ein Problem, die anfallenden Milchmengen physisch unter zu bringen, da Trocknungskapazitäten ausgefallen sind und die Käsereien Absatzprobleme haben und die Reifeläger voller und voller werden“, berichtete Boschet über die aktuelle Marktlage.
Die hohen Milchpreisniveaus hätten betriebswirtschaftlich individuell richtig bei vielen Landwirten zu mehr Produktion geführt, für diese Mehrmengen gebe es derzeit zu Preisniveaus des vergangenen Jahres aber keine Käufer.
„Wir befinden uns in einer nachhaltiger ausgeprägten saisonalen Delle, als wir dies selbst geglaubt haben.“, so Boschet. „Nach drei Preiserhöhungen beim Milchbasissortiment in Folge wird es in dieser Preisrunde nicht möglich sein, die noch genau eine Woche gültigen Preise zu halten“.
Beim Milchauszahlungspreisniveau würden wohl ab dem 2. Quartal Korrekturen sichtbar. Wie stark die Rückgänge werden, werde sich bis zum Sommer zeigen.
Eingehend auf die Sperre deutscher Betriebe für Russlandexporte sagte Boschet: „Ich hatte bereits vor einem Jahr anlässlich unserer Generalversammlung ausgeführt, dass bis zu 700 Mio. kg Milchäquivalent möglicherweise nicht mehr exportiert werden können. Bei boomenden Weltmärkten schien alles kein Problem zu sei, heute sieht es anders aus“.