In seinem Geschäftsbericht zur Generalversammlung der Hohenloher Molkerei ging Geschäftsführer Martin Boschet (Foto: mi) am 24. Mai in Schwäbisch-Hall auf die allgemeine Lage der Milchwirtschaft ein: seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, schießen Biogas-Anlagen wie Pilze aus dem Boden. Ein Ende des Booms sei angesichts der aktuellen Debatte um die Zukunft der Atomenergie nicht in Sicht. Die für Biogas bebaute Ackerfläche hat sich innerhalb von fünf Jahren auf 650.000 ha vervierfacht, Tendenz steigend.
Preise müssen steigen
Damit würde in den kommenden Jahren die gesicherte Versorgung mit Milch eher schwieriger und es könnte zu rohstoffbedingten Schrumpfungsprozessen kommen. Boschet: „Am besten könnten wir dagegen halten, wenn der Handel in Deutschland begreifen würde, dass die Preise für Lebensmittel ähnlich wie für Energie deutlich steigen müssen, damit unsere Landwirte konkurrenzfähig bleiben."
Gut besucht: die Generalversammlung der Hohenloher Molkerei am 24. Mai in Schwäbisch Hall
Bei den Preisverhandlungen für das Milchbasisgeschäft habe sich die Hohenloher Molkerei als einer von Deutschlands Top 10 H-Milchherstellern ein besseres Ergebnis gewünscht. Die Erhöhung der Ladenverkaufspreise für Milch um 4 Cent pro Liter Milch sei zu wenig.
Ergebnis der Diskrepanz zwischen Preis und Produktionskosten sei seit vielen Jahren ein enormer materieller Wertverlust für die Bauern und ein Verlust des Wertegefühls für Lebensmittel in der Gesellschaft, sagte Boschet.
Das Unternehmen habe mit enormen Kostensteigerungen bei Verpackungsmaterial, Strom, Gas und Diesel zu kämpfen. Boschet: „Wir können die enormen Preissteigerungen heute und in Zukunft nicht einfach ignorieren. Es gibt bei uns in der Molkerei kaum noch Einsparpotentiale, unser Unternehmen ist in allen Bereichen mit modernster Technologie bestückt und in puncto Effizienz und Kostenoptimierung führend in der Branche."
Wachstum
Die Hohenloher Molkerei konnte 2010 praktisch in allen Geschäftsfeldern wachsen. 2010 war für die Hohenloher Molkerei ein exzellentes Jahr, sagte Boschet, das Unternehmen sei besonders gut aus der Milchmarktkrise des Jahres 2009 gekommen.
Die Auslastung der Frischmilch und H-Milch-Abfülllinien liegt nun bei 100 %, bei Frischmilch muss längerfristig über eine Erweiterung der Abfüllkapazität nachgedacht werden.
Hohenloher Molkerei 2010
Verarbeitung: 341,8 Mio. € (+ 11,3 %)
Eigenmilch: 326,8 Mio. kg (+ 1,6 %)
Zukauf: 15 Mio. kg (+ 80 %)
Umsatz: 164,2 Mio. € (+20,7 %)
Mitarbeiter: 117 (+ 1)
Bilanzsumme: 50,1 Mio. € (+ 13,9 %)
Eigenkapital: 27,2 Mio. € (+ 9,2 %)
Milchpreis: 32,28 Cent (netto; 4,2 % Fett, 3,4 % Eiweiß), + 7,36 Cent ggü. 2009.
Investitionen
In der Hohenloher Molkerei werden weitere investive Maßnahmen umgesetzt: Im baulichen Bereich soll im vorderen Hof ein weiteres Lager angebaut werden. Das Gesamtgebäude wird voll unterkellert. Die Milchannahmehalle soll in beide Richtungen verlängert und auch erhöht werden.
Im Betrieb wird die neue H-Milch-Abteilung mit einer völlig neuen eigenständigen chemischen Reinigung ergänzt, die die Anlage aus dem Jahr 1992 ablöst. Außerdem sollen damit mehrere UHT-Anlagen gereinigt werden.
1. Tertial 2011
Die Hohenloher Molkerei hatte von Januar bis April 2011 einen überdurchschnittlichen Umsatzanstieg von 18 %. Bei Frischmilch, Buttermilch und Sauermilch liegt das Absatzplus bei 21 %, bei Schlagsahne bei 17 %, der Joghurtabsatz konnte verdoppelt werden.
Nach heutigem Stand wird für das Gesamtjahr mit einem Rekordumsatz gerechnet, auch der Milchauszahlungspreis wird wohl deutlich über dem Vorjahr liegen.
Ab Mai wird die Molkerei im Durchschnitt 35,70 Cent netto oder 39,52 Cent Brutto bei 4,2 % Fett auszahlen. Der Milchpreis wird unter Einbeziehung aller Aspekte im Mai bis maximal 36,55 Cent netto oder 40,46 Cent brutto bei 4,2 % Fett betragen.