Nunmehr zum 13. Mal lud das Ahlemer Hochschulforum zu ihrer Fachtagung ein. Schwerpunkte waren die Themen Unternehmensführung, Total Productive Management, Proteintechnologie und die Vorstellung einer interdisziplinären Projektarbeit der Studierenden.
Ingo Müller, seit einem Jahr Vorsitzender des Hochschulforums und Geschäftsführer des DMK, eröffnete die Tagung. Er verwies darauf, dass die Tagung dazu dient die Hochschule Hannover ideell und materiell zu unterstützen. „Dabei geht es besonders darum bei solchen Veranstaltungen wie das Hochschulforum Kontakte zwischen den Studierenden und der Praxis herzustellen“, so Müller. Gleichzeitig appellierte er an die Repräsentanten der Firmen und der Gäste sich persönlich durch eine Mitgliedschaft beim Hochschulforum zu engagieren.
Nach den Grußworten des Milchreferenten aus dem Niedersächsichen Landwirtschaftsministerium H. Daseking und der Vorsitzenden der Ahlemer Ingenieure e.V. Udine Pages stellte Prof. Dr.-Ing. Britta Rademacher die aktuelle Situation an der Hochschule dar. Es gibt 5 Studiengänge: Lebensmittelverpackungstechnologie, Milchwirtschaftliche Lebensmitteltechnologie und Technologie Nachwachsender Rohstoffe als Bachelor-Studiengänge sowie die Masterstudiengänge Milch- und Verpackungswirtschaft und Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien (in Verbindung mit der Hochschule Göttingen). Es gibt Überlegungen in Zukunft auch einen Dualen Masterstudiengang anzubieten. Im Forschungsbereich ist die Abteilung in verschiedenen Disziplinen sehr aktiv.
v.l.: Prof. Rademacher, Ingo Müller, Prof. Wietbrauk
„Das Jahr 2015 wird für die Abteilung „Bioverfahrenstechnik“ ein besonderes werden – die Ingenieurausbildung in Ahlem besteht dann 50 Jahre und hat bis dahin 1600 Absolventen hervorgebracht. Die Jubiläumsfeier findet am 19./20. Juni 2015 mit einer verkürzten Fachtagung und einem Festakt unter Beteiligung möglichst vieler der Ehemaligen statt. Dazu lade ich Sie schon heute ein“ sagte Prof. Rademacher.
Schweigen ist Gold? Öffentlichkeitsarbeit in der Lebensmittelbranche war das Thema von Markus Eicher, wbpr Kommunikation, München. Er verwies darauf, dass die Kommunikation in der Lebensmittelbranche alle Bereiche umfassen muss, Verbraucher, Geschäftspartner, Verbände, Politik, Medien und Mitarbeiter müssen einbezogen werden. Alle müssen gleichermaßen gepflegt werden und betreut werden.
Öffentlichkeitsarbeit in der Lebensmittelbranche war das Thema von Markus Eicher
Josef Bausch Geschäftsführer von Bausch Food Consulting aus Marktoberndorf berichtete über das Ergebnis einer aktuellen empirischen Untersuchung zu den Themen Strategieprozess, Innovation, Effizienz und Nachhaltigkeit in der Ernährungsindustrie, die man gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Wunder von der Hochschule Neu-Ulm durchgeführt hat. Vier erfolgsrelevante Themen wurden untersucht, der Strategieprozess, die Effizienz, die Innovation und die Nachhaltigkeit. 12 von 104 befragten Unternehmen kristallisierten sich als besonders erfolgreich heraus und wurden als Champions bezeichnet und zeigten im Rahmen der Befragung in allen Bereichen, dass sie den effektiven Strategieprozess in allen Erfolgsfaktoren deutlich besser umsetzten.
In die Welt der Biokunststoffe – Hype oder nachhaltige Verpackungswerkstoffe der Zukunft? entführte die Teilnehmer Prof. Dr.-Ing. Endres von der Hochschule Hannover. Aufgrund der aktuellen Marktentwicklung wird der Bedarf an Biokunststoffen in den nächsten 3 Jahren von 1,4 Mio. t/a (2012) auf 6,2 Mio. t/a steigen. Die Wachstumsmärkte sind besonders Asien und Südamerika. Diese Entwicklung hat keine signifikanten Auswirkungen auf den Landbedarf (Landgrabbing). „Meist sind die Diskussionen um Biokunststoffe mehr durch emotionale als sachliche Aspekte geprägt“ meinte Prof. Endres zum Schluss seiner Ausführungen.
Nunmehr zum 3. Mal referierte Prof. Binner von der gleichnamigen Akademie in Ahlem. Er sprach über Total Productive Manufactoring, die 5 Säulen von TPM und die systematische TPM-Umsetzung mit dem von ihm entwickelten MITO-Methoden-Tool.
Über den Tellerrand schauen ließ die Teilnehmer Udo Parbs von der Firma B+D Laserworking, die erfolgreich TPM als Methode der ganzheitlichen, vorbeugenden und produktiven Instandhaltung in einem metallverarbeitenden Unternehmen eingesetzt hat. Sein Erfolgsrezept ist die enge Zusammenarbeit der Fertigung, der Arbeitsvorbereitung und des Servicepersonals.
Über die Validation von Prozessen und die erfolgreiche Implementierung sprach Sven-Rainer Döring vom DMK Deutsches Milchkontor. Nach seiner Ansicht ist es von größter Wichtigkeit für die Produktqualität den Herstellungsprozess genau zu kennen. Nur beherrschte Prozesse können optimiert werden, beherrschte und validierte Prozesse führen zu einer langfristigen Wettbewerbsfähigkeit und die Prozessvalidierung wird nicht nur aus qualitativen und ökonomischen Gründen sinnvoll, sondern wird heute von vielen QS-Standards gefordert.
Das Auditorium der 13 Ahlemer Fachtagung
Manfred Freude, zeigte an sehr anschaulichen Beispielen die erfolgreiche Umsetzung des TPM bei Coppenrath & Wiese Deutschlands erfolgreichstem Torten- und Kuchenhersteller, welches dort Conditions genannt wird. Dieser Begriff steht für Conditorei Instandhaltungs-, Optimierungs- & Nachhaltigkeitssystem. „Garanten des Erfolgs waren bei uns die volle Unterstützung des Managements, die Motivation der Mitarbeiter, die Bereitstellung ausreichender Ressourcen, direkte Schulung der Mitarbeiter, die organisatorische Verzahnung aller Verantwortlichen, die Implementierung von Kennzahlen zum Führen der Mitarbeiter und die Vermittlung der Unternehmensziele auf alle Mitarbeiterebenen“, so das Fazit von Freude.
Im Rahmen einer interdisziplinären Projektarbeit haben sich die Studierenden des Masterstudiengangs Milch- & Verpackungswirtschaft mit der Planung einer Molkereibetriebsstätte mit einer Milchverarbeitung von 1 Mrd. kg Rohmilch auseinandergesetzt. Anhand zweier Lego-Modelle konnten man Beispielhaft die beiden Layoutvarianten Flach- und Etagenbauweise vor Ort anschauen und erkennen.
Die Firma VA Food Processing aus Stuttgart hat sich sehr intensiv mit dem Thema Mikropartikulierung in der Milchindustrie auseinandergesetzt und in dieser Richtung Verfahren und Techniken entwickelt. Herr Martin beschrieb das Verfahren. Anwendungsmöglichkeiten sieht er im Bereich Fettarme Käseprodukte, bei der Frischkäse- und Eiscremeherstellung.
Ein Praxistest mit der Mikropratikulierung wurde in der Breitenburger Milchzentrale in Itzehoe durchgeführt über die C. Mohr, ebenfalls Absolvent der Hochschule, berichtete. Hier ging es um die technologische Umsetzung der Herstellung von Labkäse mit Mikropartikulat. Sein Resumee ist, die Herstellung ist grundsätzlich möglich, technisch und technologisch relativ einfach umsetzbar, die Auswirkungen auf das Endprodukt können sowohl positiv als auch negativ ausfallen. Auf jeden Fall sind Anpassungen in vielen Prozessschritten notwendig.
Mit dem nochmaligen Hinweis auf die Jubiläumsveranstaltung am 19./20. Juni 2015 in Hannover wurden die Gäste und Referenten verabschiedet.