2010 wurden in den USA 55 Milliarden lb. Konsummilch (24,74 Mrd. kg) verkauft. Bis 2018 sank der Absatz auf 47,7 Milliarden lb. (21.5 Mrd. kg), ein Rückgang von rund 13%. Von April 2018 bis April 2019 stieg dagegen der Absatz von „Hafermilch“ in den USA laut GFI um 222%. Aber der pflanzliche Sektor ist noch klein und kann einen so starken Rückgang des Milchabsatzes nicht erklären. Andere Faktoren wirken sich aus.
Gesundheitsbewusste Verbraucher, die zunehmend nach kalorienarmen Getränken mit bestimmten Nährstoffen oder Koffein suchen, ersetzen Milchprodukte durch Sportgetränke, Tee, Kaffee oder abgefülltes Wasser. Stagnierende Verkäufe an Frühstückszerealien tragen ebenfalls zum Absatzproblem für Milch bei.
Aber der Pro-Kopf-Verbrauch von Butter und Käse wächst, was darauf hindeutet, dass der pflanzliche Trend die Milchwirtschaft insgesamt nicht beeinflusst hat. Als der Milchabsatz zurückging, hatten Unternehmen wie Dean Foods Schwierigkeiten, Kunden zu finden. Die Milchbauern kamen parallel durch Veränderungen auf dem internationalen Milchmarkt und ein Ãœberangebot im Inland unter Druck. Dean Foods wurde nun zum Opfer dieser Veränderungen – ebenso wie seiner eigenen Fehleinschätzungen und seiner mangelnden Innovationsfähigkeit. Obwohl der Konkursantrag für diejenigen, die die Herausforderungen sahen, kaum eine Ãœberraschung war, könnte der Zusammenbruch von Dean ein Signal für noch härtere Zeiten für die Branche sein.
Prof. Marin Bozic, Assistenzprofessor an der Fakultät für angewandte Wirtschaftswissenschaften der University of Minnesota, sagte, dass Deans Bankrott mehr als nur symbolisch ist: “Dies ist ein wichtiger Wendepunkt für den Milchsektor der Vereinigten Staaten“.
Die US-Milchindustrie konsolidiert sich seit Jahren. 2001 fusionierte Suiza Foods, damals ein großer Milchverarbeiter, mit Dean Foods. Dies schuf die neue Dean Foods, ein 10 Milliarden Dollar Unternehmen mit nationaler Präsenz.
Dieser Schritt folgte auf ein jahrelanges spektakuläres Wachstum von Suiza, das durch eine Reihe von rasanten Akquisitionen getrieben wurde. In einem Artikel aus dem Jahr 2001 über die Fusion bezeichnete das Wall Street Journal Suiza als “den führenden Konsolidierer der fragmentierten Milchwirtschaft” und stellte fest, dass das Unternehmen mehr als 40 Ãœbernahmen getätigt hatte, seit es Anfang der 90er Jahre in den Molkereibereich eingetreten war.
Nach der Fusion kaufte Dean Foods kaufte eine breite Palette von Marken auf, darunter WhiteWave, Spezialist für Milchalternativen. 2012 änderte Dean Foods den Kurs: Verdoppelung des Milchportfolios, Ausgliederung von WhiteWave und aller pflanzlichen Milchersatzprodukte unter der Marke Silk. Obwohl Konkurrenten laktosefreie oder proteinreiche Milch entwickelten, nahm Dean keine wesentlichen Veränderungen im Portfolio vor.
Die Konsolidierung auf der Seite der Milchverarbeitung spiegelte sich im Lebensmitteleinzelhandel wider. Für Dean bedeutete das, dass es weniger Kunden für seine Produkte gab und eine stärkere Abhängigkeit von jedem einzelnen erwuchs.
Dies, gepaart mit rückläufigem Milchabsatz, brachte Dean Foods in eine schwierige Lage. Im Jahr 2018 eröffnete Walmart, einer seiner Hauptkunden, eine eigene Milchverarbeitung in Fort Wayne, Indiana, und lieferte einen fatalen Schlag. Dean verlor einen Absatz von 55 Millionen Gallonen Milch (> 200 Mio. l).
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