In den letzten Wochen erlebten die Milchmärkte eine deutliche Preiserholung, die hauptsächlich auf einen Nachfrageschub und eine gedrosselte Milchproduktion zurückzuführen ist. Ökonomen warnen davor, dass der Trend nach oben wahrscheinlich nicht von Dauer sein könnte.
Ben Laine, Ökonom bei der Rabobank erklärt, dass über die staatlichen USDA-Einkäufe bis hin zum Foodservice, der sich langsam wieder öffnet, allmählich wieder mehr Nachfrage nach Milch kommt. Zudem haben US-Milchfarmer etwas weniger angeliefert und z.T. die Bestände reduziert. Noch Anfang April nahmen die Ökonomen der Rabobank an, dass in den USA 10% mehr Milch produziert wurde, als es Verarbeitungskapazität gab, aber es kam dann doch zu einer Verknappung des Angebots.
Marin Bozic, Wirtschaftswissenschaftler der Universität von Minnesota, glaubt jedoch, dass die Fundamentaldaten für das letzte Quartal des Jahres und bis ins Jahr 2021 einen langfristig höheren Milchpreis nicht unterstützen. Laine zufolge wird der Markt ungeachtet der Regierungsprogramme mit einem gewissen Grad an Rezession zu kämpfen haben, was langfristigen Optimismus schmälert. Die Ankäufe durch die USDA werden zwischen jetzt und Ende Juni geliefert werden, „wir können nicht erwarten, dass dies ewig so weitergeht“. Es handle sich um einen sofortigen Nachfrageschub, aber langfristig werde die Rezession die Nachfrage bremsen, auch weltweit, so dass die Exporte leiden könnten.
Das Food-Box-Programm für Bedürftige berge die Gefahr, dass normale Einzelhandelsumsätze verdrängt werden, sagt Lain. Wenn plötzlich Milchprodukte im Wert von 317 Millionen Dollar gekauft werden, bedeute dies nicht, dass es sich die Ware nicht auch so verkauft hätte.
Insgesamt rechnet die Rabobank damit, dass die Branche in ein Umfeld eintritt, das viel volatiler sein wird als in den letzten Jahren.