Emmanuel Besnier, Vorstandsvorsitzender des weltweit führenden Milchkonzerns Lactalis, wurde am 6. Juni in einem Ausschuss der französischen Nationalversammlung zwei Stunden lang von Abgeordneten zu den Gründen für den Verlust der Ernährungssouveränität befragt. Besnier ging dabei auf Geschäftspraktiken des Konzerns, seine Beziehungen zu den Erzeugern, den Milchpreis und das Bild, das das Unternehmen in der Öffentlichkeit hat, ein. Zitiert wird er mit der Kernaussage „Man sollte stolz auf erfolgreiche Unternehmen sein und nicht ständig auf sie einprügeln … Als Marktführer, als erfolgreiches Unternehmen ist man Ziel vieler Angriffe. Für die Agrargewerkschaft wird oft Lactalis in den Vordergrund gestellt. Wir haben nicht die gleiche Beziehung zu unseren Erzeugern. Wir sind ein Symbol, wir haben das Image eines erfolgreichen Unternehmens und leider ruft das völlig falsche Äußerungen hervor”.
Der Untersuchungsausschuss wurde auf Initiative des Rassemblement National eingerichtet. In einem Entschließungsantrag wird Ernährungssouveränität definiert als „die Fähigkeit eines Staates, selbst eine Agrarstrategie festzulegen, die es ihm ermöglicht, den Grad seiner Ernährungsautonomie zu bestimmen, um seine Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen und gleichzeitig seine Ernährungssicherheit zu gewährleisten“.
2021 ist Frankreich vom zweiten Platz der [Nahrungsmittel] Exportländer hinter den USA zu Beginn der 2000er Jahre auf den sechsten Platz zurückgefallen. Das Land wurde nacheinander von den Niederlanden, Deutschland und Brasilien überholt. Auf europäischer Ebene liegt es nur noch an dritter Stelle. Frankreich hat in zehn Jahren 22 % seines Marktanteils verloren, während die anderen europäischen Länder im Durchschnitt nur 5 % abgaben.
Die Untersuchungskommission soll „Ursachen und Grundlagen der aufeinanderfolgenden politischen Entscheidungen der letzten zwanzig Jahre, die die französischen Agrarsektoren schrittweise zerrüttet haben, eingehend analysieren“. Die Kommission wird ihre Schlussfolgerungen im Sommer vorlegen.