Der niederländische Informationsdienst Boerderij kommentierte am 24. Mai die Nachhaltigkeitsphilosophie von FrieslandCampina aus Bauernsicht (frei übersetzt):
Nachhaltigkeit wurde den Mitgliedern von Royal FrieslandCampina (RFC) in den letzten Jahren geradezu aufgedrängt. Hein Schumacher, der frühere Chef von RFC, war ein starker Befürworter. Die gesamte Kette musste nachhaltiger werden, angefangen beim Landwirt. Ein Problem für uns, denn der Milchpreis stand an erster Stelle. Darüber haben wir von Schumacher weniger gehört.
Auch im Vorstand von FrieslandCampina gab es diese Spannungen. Es begann mit dem Weggang von Direktor Van der Hurk, der die Stimme der Landwirte stärker in den Vorstand einbringen wollte. Dies wurde ihm angelastet und er ging. Das Gleiche geschah mit dem neuen Vorsitzenden des RFC, Erwin Wunnekink. Viele Mitglieder waren mit dem Abgang von Van der Hurk nicht einverstanden, was Wunnekink den Kopf kostete. Er war erst seit drei Monaten im Amt und ist nicht freiwillig gegangen.
Dann wurde Sybren Attema, der ehemalige stellvertretende Vorsitzende des RFC, an Bord geholt. Er kennt sich aus, hat er doch nach seiner Pensionierung als Direktor viele Jahre für RFC in Fernost gearbeitet. Er verstand sich sehr gut mit seinem Chef Hein Schumacher. Und in Sachen Nachhaltigkeit waren beide einer Meinung. Schumacher wechselte letztes Jahr zu Unilever. Der Vorstandsvorsitzende Attema lobte ihn bei seiner Verabschiedung: „Er hat den RFC erfolgreich durch einen wichtigen Übergang geführt. Er war voll und ganz auf ein nachhaltiges und zukunftssicheres Unternehmen ausgerichtet“. Frage an Attema: „Haben die Mitglieder das auch so gesehen?“ Van der Hurk musste wie geschildert gehen, weil er die Stimme der Landwirte zu sehr in die Diskussion einbrachte.
Schumacher wird jetzt bei Unilever von den Aktionären in seinem Streben nach Nachhaltigkeit zurechtgestutzt. Sie wollen Rendite sehen. Und Schumacher tut, was die Aktionäre wollen. Er legt weniger Wert auf Nachhaltigkeit und mehr auf finanzielle Ergebnisse. Damals wollten die RFC-Mitglieder dasselbe mit einem höheren Milchpreis. Aber Schumacher predigte Nachhaltigkeit. Der RFC-Vorstand folgte ihm. Frage: War und ist der Vorstand von FrieslandCampina zu lasch und zu nachgiebig? Der Milchpreis muss an erster Stelle stehen. Dann kommt die Nachhaltigkeit von selbst.