Der umstrittene Milch Marker Index, den das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) für die MEG Milch Board berechnet, lag im Juli 2024 mit einem Wert von 101 auf dem Niveau des Monats April. Die Milcherzeugungskosten sind im Vergleich zum April 2024 um 0,22 Cent auf 46,52 Cent gestiegen, so die MEG Milch Board. Da der Milchauszahlungspreis im gleichen Zeitraum jedoch deutlich stärker um durchschnittlich 1,5 Cent je Kilogramm Milch auf 46,29 Cent gestiegen ist, hat sich das wirtschaftliche Ergebnis der Milchviehbetriebe verbessert. Bei einem Preis-Kosten-Verhältnis von 0,99 wurde im Juli 2024 nahezu eine Deckung der Produktionskosten erreicht.
Wer die Entwicklung der Butterpreise verfolgt, könnte meinen, auf dem Milchmarkt sei alles in Ordnung. Der Vorstandsvorsitzende der MEG Milch Board Frank Lenz sagt dazu: „Da Butterkontrakte eher kurzfristig über ein bis zwei Monate angelegt sind, können wir schlussfolgern, dass außer dem Handel auch die Molkereien von den derzeitigen Butterpreisen profitieren. Daran müssten jedoch auch wir Erzeugerinnen und Erzeuger angemessen beteiligt werden. Müsste es doch ureigenstes Interesse der Molkereien sein, weiterhin genügend Milch für die Verarbeitung zu haben.“
Die Zeichen deuten für Lenz in die andere Richtung: „Wir haben es mit einem strukturell bedingten Rückgang der Milcherzeugung zu tun und müssen in Zukunft mit geringeren Mengen rechnen. Zum einen gibt es immer weniger Kühe. Den aktuellen Zahlen von Eurostat zufolge gingen die Kuhbestände in Deutschland in den letzten zwölf Monaten bis Juni um 2,8 Prozent zurück. Zum anderen sind auch die Milchmengen gesunken: Dazu hat die Blauzungenkrankheit stark beigetragen. Zudem hat die Milch aufgrund der Fütterung derzeit nur geringe Fett- und Eiweißgehalte, und auch die Lagerbestände an Butter sind sehr niedrig. Molkereien mit hohem Butteranteil an der Vermarktung könnten in der aktuellen Situation deutlich mehr zahlen als Molkereien mit anderen Schwerpunkten. Dass sie es nicht tun, zeigt einmal mehr, dass es keinen wirklichen Wettbewerb um Milch gibt.“
Lenz stellt sich nun die Frage, ob die derzeitige Preispolitik allen Marktbeteiligten zuträglich ist und sieht Molkereien, Handel und Politik gleichermaßen in der Pflicht, sollten sie an einem Erhalt der Milchviehhaltung in Deutschland interessiert sein. Weiterhin stellt er fest: „Die von uns immer wieder geäußerte Forderung nach mehr Marktbeteiligung ist angesichts der gegenwärtigen Lage, in der wir deutschlandweit zwar überwiegend unsere Kosten decken, aber keine Gewinne erzielen, aktueller denn je. Es muss dringend Geld auf die Höfe, um die Arbeit angemessen zu entlohnen, aber auch um den von der Gesellschaft gewünschten Wandel mitzugestalten. Und um die Kalkulierbarkeit der künftigen Milchmengen zu gewährleisten, müssen wir nicht nur über Preise, sondern auch über Mengen mit unseren Abnehmern verhandeln.“