Ein Bauer im Hohenlohischen löscht brennendes Heu mit Milch, eine junge Frau träumt vom eigenen Hof. Das Drama „Milch ins Feuer“ erzählt vom permanenten Druck auf die Landwirtschaft.
In Zeiten politischer und klimatischer Krisen steht die Landwirtschaft immer mehr unter Druck. Um auf ihre Existenznot hinzuweisen, greifen die Bauern in dem neuen Film „Milch ins Feuer“, dem Spielfilmdebüt von Justine Bauer, zu extremen Maßnahmen. Zu Beginn stellt der namenlose „Nachbar“ (Martin Bauer) noch mahnende grüne Holzkreuze auf. Später verbrennt er sein Heu, nur um es danach mit seiner eigenen Milch wieder zu löschen. Ähnlich dramatisch wie die hilflose Kritik an „denen da oben“ gestaltete sich das Casting für den im ländlichen Hohenlohe spielenden Film. Der Hohenlohische Dialekt wird von den jungen Menschen in der Region Heilbronn-Franken kaum noch gesprochen.
Erst nach einem Zeitungsausruf wurde die Regisseurin fündig: Die Laiendarstellerin Karolin Nothacker erweist sich aber als Glücksgriff. Sie spielt Katinka, eine patente junge Frau, die davon träumt, einen Hof zu führen und unabhängig zu sein. Ihre Mutter (Johanna Wokalek) sieht dafür aber keine Perspektive.
Nicht nur in der Verhandlung von weiblicher Selbstfindung wirkt Bauers ausgezeichnete Studie (Förderpreis für die beste Produktion auf dem Filmfest München) konsequent. Das im beengenden 4:3-Format gedrehte, in langen Einstellungen operierende naturalistische Generationendrama hinterfragt patriarchalische Strukturen kritisch, aber ohne Polemik.
„Milch ins Feuer“, Regie: Justine Bauer, mit Karolin Nothacker, Johanna Wokalek, Pauline Bullinger, 78 Minuten, FSK 12 (Kinostart war am 7. August)