Der Absatz von Lebensmitteln wird in den kommenden zehn Jahren eindeutig von der Generation der sog. „Millennials“ geprägt werden. Die Hersteller, also auch Molkereien, stehen hier vor einem enorm absatzrelevanten Bevölkerungsanteil von ca. 25% (USA und Europa), der mehr Kaufkraft, aber auch andere Ansprüche hat als alle anderen Gruppen (Bio-Präferenz, kritische Stellung zu Ingredients, usw.). Dies erklärte Markus Patzke, Managing Director Global Corp. Clients bei der Rabobank in Frankfurt, am 20. Januar auf dem Molkereikongress 2018 in München.

Der erneut sehr gut besuchte Kongress, der seit einigen Jahren von der Lebensmittel Zeitung organisiert wird, nahm die neuesten Marktprognosen der Rabobank besonders aufmerksam wahr. Laut Patzke (Foto: mi) dürften sich die (Milch)Preissignale, die aktuell in den Markt gehen, im 4. Quartal dieses Jahres bereits leicht drosselnd auf die Erzeugung auswirken. Während Neuseeland an die Grenzen der Milchproduktion stößt (Nitrat) und in den USA mit einer eher stabilen Situation zu rechnen ist, wird in der EU im 4. Quartal wohl 2% weniger Rohstoff erzeugt werden.
Dazu kommt, dass China wieder als Mopro-Importeur auftritt, wenn auch inzwischen mit einer besseren Mengensteuerung und klar definierten Qualitätsanforderungen. Angesichts des Ölpreises werden auch die Abnehmer in Nordafrika sowie im Mittleren und Nahen Osten wieder mehr Mopro nachfragen. Allerdings, so Patzke, „packen“ die MMP-Bestände in der Intervention Europas und Kanadas 20% mehr Produkt auf das im Durchschnitt weltweit pro Jahr zur Verfügung stehende MMP-Volumen von 1,5 – 2 Mio. t. Laut Patzke werden diese Bestände die Branche noch lange Zeit beschäftigen, offen sei, ob und wie sie sich in die menschliche Ernährungskette einführen lassen werden.
Unsicherheitsfaktoren für die Märkte bestehen durch den Brexit und die US-Strategie im Rahmen des NAFTA Abkommens. Mexiko, das traditionell 90% seines MMP-Bedarfs aus den USA bezogen hat, hat nach Trumps Einzug ins Weiße Haus begonnen, seine Lieferantenstruktur zu diversifizieren. Aus der EU wurden in 2017 bereits 40.000 t MMP bezogen, zwei Jahre zuvor waren es erst 20.000 t.
Der online-Handel mit Lebensmitteln ist Patzke zufolge ein regelrechter Game Changer. Bis 2020 wird der Umsatz des E-Commerce in China auf 180 Mrd. $ steigen, im UK werden Lebensmittel im Wert von 28 Mrd. $ online bestellt, in Frankreich wird der relevante Umsatz 17 Mrd. $ betragen, in Deutschland immerhin 6 Mrd. $. Wer hiervon profitieren will, dessen Produkte müssen allerdings ganz oben in den online-Katalogen stehen, sagte Patzke.
In einer Analyse der 66 größten Molkereien Europas fand die Rabobank heraus, so ein Hinweis des Bankers, dass sich nachhaltige, also auf Wertschöpfung ausgerichtete Unternehmensstrategien in der Marge besser auszahlen als eine rein auf Kostenführerschaft und Mengendurchsatz fokussierende Milchverarbeitung. Diese Studie ist auf der Website der Rabobank frei zugänglich.