Auf dem Podium der DIN Conference (von links): Benoit Rouyer, CNIEL, Alexander Anton, EDA, Carlos Ovilo, EU Kommission, Barry Wilson, Herausgeber des Dairy Industry Newsletters (DIN) (Foto: molkerei-industrie)
Unser Kurzbericht live vom ersten Tag der Dairy Industry Newsletter Conference am 20. Mai in London, die unter dem Motto „Die neue Marktkrise – und das Ende der Milchquote“ steht:
Während Carlos Ovilo von der DG AGRI in seinem Vortrag „zwischen den Zeilen“ durchaus von einer Marktkrise sprach – und das entgegen der Vorgabe von Agrarkommissar Philip Hogan, der bekanntlich absolut keine Krise erkennen kann – sieht Alexander Anton, Generalsekretär des EU-Milchindustrieverbandes EDA (European Dairy Association), wenig Anzeichen für eine Marktkrise. Anton erkennt nur zwei unvorhergesehene Preispeaks in den letzten sieben Jahren. Genüsslich zitierte Anton in diesem Zusammenhang das Ergebnis eines kürzlich abgehaltenen Agrarrates, bei dem keiner der 28 Landwirtschaftsminister definieren konnte, was eine Milchmarktkrise eigentlich ist. Benoit Rouyer vom französischen Milchindustrieverband CNIEL sprach dagegen sehr wohl von einer Marktkrise, die allerdings kaum das Preisniveau von 2009 verursachen werde. Der US-amerikanische Broker Eric Meyer (High Ground Trading) sieht bei den Preisen den Boden schon in greifbarer Nähe, auch wenn für die kommenden sechs Monate keine sprunghaft steigenden Erlöse zu erwarten sind. Hierbei bestehen allerdings Unsicherheiten, Trockenheit in bestimmten Regionen könne durchaus zu „Supply Shocks“ führen. Die Milchpreise bezeichnet Meyer in den Haupterzeugergebieten als immer noch zu hoch, als dass sie klare Signale für eine Rücknahem der Anlieferungen aussenden. Diese Ansicht wird, wie die Redaktion am Rande der Konferenz im Gespräch mit Vertretern der int. Milchindustrie erfuhr, vom Auditorium fast einhellig geteilt: Die Molkereien in der EU verdienen derzeit überwiegend kein Geld, weil sie zu hohe Milchpreise auszahlen müssen, so könnte man das Fazit formulieren. Dennoch herrscht in der Branche eine Aufbruchsstimmung wie seit vielen Jahren nicht, denn die langfristigen Zukunftsaussichten sind gerade bei Milch hervorragend.
Mit 114 Teilnehmern ist die DIN Conference erneut gut besucht – kein Wunder bei der Verunsicherung, die momentan in der Branche herrscht (Foto: mi)
Wie Anton weiter erklärte, hat die EU-Kommission keine großartigen Mittel mehr, um in den Milchmarkt einzugreifen – sie weigert sich im Übrigen auch, das Stützungsniveau von 21 Cent durch den Interventionspreis noch einmal darauf zu prüfen, ob es tatsächlich ausreichend ist. Längerfristig spielt die EU-Kommission dennoch eine wichtige Rolle über die Standards, die sie setzt. Angesprochen ist dabei nicht nur die DG AGRI, sondern auch DG SANCO usw. Laut Anton sollte Brüssel darauf abzielen, keine unnötigen und die Branche ohne Nutzen für den Verbraucher einseitig belastende Auflagen machen, sondern vielmehr das Image von Milch als wichtigen und natürlichen Nährstoffträger beim Verbraucher hoch halten. Die Bedeutung der Branche für die Volkswirtschaft ist durchaus nennenswert: immerhin arbeiten in der EU 12.000 Molkereibetriebe mit 300.000 Beschäftigten, die täglich den Rohstoff von 750.000 Höfen verarbeiten, so der Hinweis Antons.