Die Versorgung der russischen Verbraucher mit Milchprodukten hat sich durch das Embargo für Importe westlicher Nahrungsmittel nicht in dem erwarteten Maß verschlechtert – auch weil sich die Nachfrage verringert hat. Dies erklärte Stefan Dürr (Foto: mi), geschäftsführender Gesellschafter von Ekosem Agrar, der in Russland das größte Milcherzeugerunternehmen Ekoniva (196.000 ha, 7 Betriebe, 22.500 Kühe, 465 t Milch/Tag) betreibt, am 26. Februar auf dem Deutschen Molkereikongress der Lebensmittel Zeitung in Frankfurt. Gewonnen haben v.a. kleinere lokale Milchverarbeiter, die nun auch Platz in den Handelsregalen bekommen. Seitdem seit ca. Dezember auch Subventionsgelder in der Landwirtschaft ankommen, geht es auch dort voran, berichtete Dürr. Allerdings gilt dies nicht für die Milcherzeugung: hier geben selbst traditionelle Betriebe auf. Damit bleibt Russland wohl auf lange Sicht auf Mopro-Importe angewiesen. Ekoniva bildet zusammen mit einer Handvoll anderer Milcherzeuger eine Ausnahme. Das Unternehmen wird im laufenden Jahr seine Kuhherde auf 28.000 aufstocken und auf über 200 Mio. l Milchmenge kommen.
Als Folge der Probleme des Rubels, aber auch des Embargos, haben sich die Verkaufspreise für Mopro unterschiedlich entwickelt: Trinkmilch blieb im Preis in etwa konstant, Joghurt verteuerte sich um 10%, die Käsepreise haben sich dagegen fast verdoppelt, berichtete Dürr. Sollte das Embargo wieder aufgehoben werden, wäre EU-Ware durchaus wettbewerbsfähig auf dem russischen Markt. Doch solange die politischen Differenzen zwischen West und Ost nicht beseitigt sind, ist in jedem Fall mit einer Verlängerung der Importsperre zu rechnen, warnte Dürr. Hier gibt Dürr eindeutig der westlichen Welt die Schuld, ihm scheine es so, als würden die USA ihre Interessen auf dem Rücken der Europäer austragen. Laut Dürr ist es unverständlich, dass der Westen weitere Sanktionen verhängt hat, obwohl sich die Staatschefs Russlands, der Ukraine, Deutschlands und Frankreichs in der Minsker Marathonsitzung grundlegend verständigt hatten.
Wie Dürr weiter erklärte, werden russische Milchverarbeiter, die zu ausländischen Unternehmensgruppen gehören bzw. die in westlicher Hand sind, gegenüber russischen Molkereien nicht diskriminiert. Vor Kurzem wurden von der Regierung sogar Danone und Wimm-Bill-Dann sogar zu systemrelevanten Unternehmen erklärt.