Exakt ein Jahr ist es nun her, dass die Butterpreise quasi durch die Decke gegangen sind. Für die Verbraucherschaft bedeutete dies historisch “hohe” Preise im Kühlregal für abgepackte Butter, für die Medien war es über Wochen, bis kurz vor Weihnachten, eine willkommene und sich ständig wiederholende Schlagzeile. Und dies, obwohl die Verbraucherpreise nach der Anhebung zum 1. Oktober in der Folge gar nicht mehr weiter angestiegen sind. Der VMB hat damals errechnet, dass diese damalige Preisanhebung von September auf Oktober um 30 Cent/250 g wirklich verschmerzbar war, eine vierköpfige Familie auf ein Jahr gerechnet bei einem Verbrauch von 6 kg Butter/Kopf und Jahr weniger als 30 Euro Mehrkosten zu tragen gehabt hätte. Der Medienhype stand also in keinem Verhältnis zu den Auswirkungen im Warenkorb respektive dem Geldbeutel oder auch im Vergleich zu anderen Kostensteigerungen.
Diesen Herbst nun eine komplett andere Situation: Seit gut einem Monat bereits sind die Preise für Blockbutter gewaltig unter Druck, die Milchmarktindikatoren vollziehen – ohne jegliche Übertreibung – einen regelrechten Absturz der Notierungen. sei es am Spotmarkt für Rahm oder auch an den Terminbörsen. So war lediglich der Zeitpunkt der Preisanpassung offen, wann der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) bei den bekannt kurzfristigen Kontrakten für abgepackte Butter diese aktuelle Marktsituation für sich ausnutzen würde – und wer den Anfang machen würde.
Lidl hat nun am 15. September die Endverbraucherpreise (EVP) für eine ganze Reihe Buttersorten seiner Eigenmarken nach unten angepasst. Den Großteil um 20 Cent/250 g, ob nun mildgesäuert, Süßrahm oder auch die Milchmischfette und auch regionale Marken wie Weidebutter. Die Deutsche Markenbutter (Eigenmarke) liegt beim EVP jetzt bei 1,79 Euro/250 g, die Milchmischfette bei 1,59 Euro/250 g. Erstaunlich und nicht marktkonform dagegen die Preisrücknahme bei der Biobutter (Eigenmarke), die seit Ende November vergangenen Jahres 3,49 Euro/250 gekostet hat, um satte 50 ct/250 g respektive 2 Euro/kg auf einen neuen EVP von nun 2,99 Euro/250 g. Die Preisanpassung von Biobutter war wohl eher eine strategische Frage, um den Preisabstand zur Deutschen Markenbutter konventionell nicht zu groß werden zu lassen
Wie geht es nun weiter? Märkte sind “in diesen Zeiten” recht sensibel, reagieren in die eine oder andere Richtung. Ob nun die etwas höhere Milchanlieferung, allerdings im Vergleich zu einem schwächeren Vorjahr, die wieder angepassten Fettinhaltsstoffe, die Zollvereinbarungen mit den USA und andere Handelskonflikte, die Umleitung von Warenströmen innerhalb der EU, vor allem mehr Importe aus Irland wegen der dort in diesem Jahr wieder deutlich höheren Milcherzeugung: Vieles kann als Grund für die aktuelle Entwicklung angeführt werden. Es kann sich manches wieder in eine andere Richtung bewegen, vor allem wenn man die nicht kalkulierbare Seuchensituation in Europa vor Augen hat, die durchaus auch wieder Einfluss auf die Märkte nehmen kann. Deswegen ist mit Blick auf die Entwicklung der Milchpreise aktuell Panikmache kein wirklich guter Ratgeber.