Nach Rekordwerten von über 60 Cent im Jahr 2022 in einigen wichtigen Exportländern haben die Milchpreise einen Höchststand erreicht, schreibt das französische Institut de l’Élevage (Idele) in seinen Trends vom 19. Dezember: “Nach einer kurzen Plateaubildung in diesem Winter drohen sie 2023 im Zuge der Notierungen für Milchcommodities zu sinken”. Insbesondere die Preise für Magermilchpulver sind in Europa und Neuseeland innerhalb eines Monats deutlich gesunken, was vor allem auf den Rückgang der internationalen Nachfrage in den letzten Monaten, insbesondere in China, zurückzuführen ist.
Idele stellt fest, dass die Herstellung von Magerpulver seit Sommer in der EU-27 stark zugenommen hat. Die Importe über die ersten neun Monate sind gestiegen (+5 %), was auch mit ukrainischen Exporten zusammenhängt, die sich von Januar bis September auf 8.280 t versiebenfachten; die Exporte der EU sind dagegen gesunken (-15 %, d. h. -95 000 t). Die Verarbeiter verfügen nun über größere Lagerbestände.
Auch bei Butter sind die Preise auf dem europäischen Markt innerhalb eines Monats gefallen, die FOB-Preise ab Westeuropa sind sogar auf 5 400 €/t gesunken. Idele weist darauf hin, dass die Importe aus dem Vereinigten Königreich und Neuseeland gestiegen sind und die Exporte in den ersten neun Monaten des Jahres mit 200.000 t gleich geblieben sind. Der Binnenverbrauch bleibt dynamisch.
Vor diesem Hintergrund sinkender Preise für Butter und Magermilchpulver “schränken die Käufer ihre Bestellungen vorerst ein, was das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage verstärkt und kurzfristig den Kursrückgang beschleunigt”, analysiert Idele.
Die Erzeugerpreise für Milch sind in Nordeuropa stark gestiegen (58 Cent für konventionelle deutsche Standardmilch im Oktober, gegenüber nur 45Cent für französische Milch), die Verarbeiter erwarten für Ende 2022 Stabilität oder sogar einen Anstieg, aber Idele rechnet Anfang 2023 mit einer Trendumkehr, ausgelöst durch die Commoditypreise.
Abb.: Colourbox
