Das Foto zeigt von links: Hans Holtorf, Dr. Karl-Heinz Engel und MIV-Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser am 21. Januar in Berlin vor der Presse (Foto: mi)
Der Export von Milch und Milcherzeugnissen spielt eine immer größere Rolle für die Branche. Darauf wies der Milchindustrie-Verband (MIV) am 21. Januar vor der Presse in Berlin hin. Ohne China oder Russland lässt sich der deutsche Milchpreis nicht halten, sagte Dr. Karl-Heinz Engel, Vorsitzender des MIV, im Hinblick auf die tendenziell bessere Verwertung im Export. Diese lässt dann auch mit den Ausfuhren zusammenhängende Mehraufwendungen z.B. für Audits oder Risikoabsicherung verkraften.
Veterinärverwaltung
Als Hemmschuh bezeichnet der MIV den Aufbau der deutschen Veterinärverwaltung. Vom Bund über die Länderverwaltung bis hin zum Kreisveterinär gebe es oft lange Informationswege. Daher schlägt der Verband den Aufbau eigener Stabsabteilungen oder Exportförderreferate in den zuständigen Ministerien vor. Alle Beteiligte müssten sich in Zukunft noch mehr anstrengen, um den wachsenden Anforderungen beim Export in Drittländer gerecht zu werden. Andere Wettbewerber wie Holland oder die Schweiz hätten die Zeichen der Zeit erkannt und bereits ihre Verwaltungsverfahren modernisiert. Hans Holtorf, Vizepräsident im MIV, begrüßte das erklärte Bemühen des Bundeslandwirtschaftsministeriums, sich für die Exportinteressen der deutschen Milchwirtschaft einzusetzen und existierende (Russland) bzw. sich evtl. abzeichnende Probleme (China) zu lösen. In Russland, ergänzte Holtorf, seien durch das Embargo längerfristig erarbeitete Marktpositionen verloren gegangen. Diese seien ungleich schwieriger wieder aufzubauen als den bloßen Export standardisierter Ware wieder aufzunehmen, sobald die russische Zollunion sich wieder öffnet.
Risiken
Insgesamt ist die Exportlage für deutsche Mopro zwar erfreulich, dennoch bestehen lt. MIV auch Risiken. Diese liegen z.B. in der Volatilität der Weltmärkte – was ein Sicherheitsnetz für die Milcherzeuger nötig macht. Holtorf sprach daneben auch über Warenterminbörsen, die nach seiner Überzeugung irgendwann einmal als Risikoabsicherung funktionieren werden. Ein spezielles Risiko ist aber hausgemacht: die Energieverteuerung durch das EEG führt über das aktuell diskutierte Herausnehmen der Ernährungsindustrie aus der Abgabenbefreiung dazu, dass deutsche Molkereien z.B. bei der Trocknung doppelt so hohe Energiekosten haben könnten wie ihre EU-ausländischen Konkurrenten. Engel forderte, dass die Fehlentwicklungen der letzten Jahre durch die Politik korrigiert werden.
China als wichtiger Partner
„In den vergangenen Monaten hat die deutsche Milchindustrie den Handel mit China erheblich ausbauen können. Bis einschließlich Oktober 2013 sind Waren mit einer Gesamtmenge von 120.000 t von deutschen Molkereien nach China gegangen“, so Engel. Das sind 45% mehr als im selben Vorjahreszeitraum (81.000 t).
Die nach China exportierte MMP-Menge konnte um 50% auf ca. 15.000 t gesteigert werden, gleichzeitig ist die Menge an Molkenpulver nur leicht zurückgegangen (-7 % ggü. dem Vorjahreszeitraum). Der absolute Gewinner bei den Geschäftsverhandlungen war jedoch die Konsummilch. Knapp 67.000 t wurden in den 10 bisher in der Statistik erfassten Monaten nach China versendet, das ist nahezu die doppelte Menge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Tatsächlich ist Deutschland nun der größte Lieferant von flüssigen Mopro für China. Ob dies längerfristig so durchzuhalten ist, ließen die MIV-Vertreter offen, im Moment jedenfalls spielten die Transportkosten keine entscheidende Rolle.
Konsummilch, Magermilchpulver und Molkenpulver machen zusammen bereits über 80% der Gesamtexporte nach China aus. „Ein Produkt mit wachsender Bedeutung sind die Milchmischgetränke. Mit 700 t ist die Menge zwar noch recht überschaubar, jedoch weist sie mit einem Plus von 42% auch ein interessantes Potential auf“, wie Dr. Engel erläutert.
Insgesamt ist festzustellen, dass (nicht nur) die chinesischen Verbraucher eine hohe Wertschätzung für deutsche Milcherzeugnisse besitzen, das „Made in Germany“ hilft auch an der chinesischen Ladentheke.
Für China werden sich noch im Frühjahr 2014 die Weichen neu stellen. Intern laufen dort Umstellungen auf Ministeriumsebene. In der Folge wird das gesamte Zulassungsverfahren für inländische und ausländische Hersteller neu aufgesetzt. In den nächsten Wochen wird daher aus China eine Delegation zur Überprüfung deutscher Unternehmen, zunächst die Hersteller von Babynahrung, erwartet.