VÖM Pressekonferenz am 20. September in Salzburg. Von links: Johann Költringer, VÖM Geschäftsführer, Helmut Petschar, VÖM Präsident, und Alpenmilch-Geschäftsführer Christian Leeb (Foto: mi)
Helmut Petschar, Geschäftsführer der Kärntnermilch und Präsident der Vereinigung Österreichscher Milchverarbeiter (VÖM), erklärte am 20. September vor der Presse in Salzburg ein 5-Punkte-Programm, mit dem sich die Branche auf 2015 vorbereiten will. Auch in Österreich wird nach dem Auslaufen der Quote eine deutliche Steigerung der Milchanfuhr um 20 – 25% auf 3,6 Mio. t erwartet. Petschar zufolge hat die Absicherung des Heimatmarktes oberste Priorität. Dies soll über einen weiteren Ausbau der Qualitätsschiene (Bio-, Heumilch usw.), die Stärkung regionaler Produkte und der molkereieigenen Marken erfolgen. Petschar sagte sinngemäß: „Österreich ist Weltmeister bei Biomilch. Aber im Grunde ist österreichische Milch angesichts ihrer Gentechnikfreiheit und strenger Tierhaltungs- und Produktionsstandards zu 100% eine Spezialmilch". Der hohen Qualitätsstandard österreichischer Milch müsse den Verbrauchern noch intensiver kommuniziert werden. Weiterer Schwerpunkt in der Vorbereitung auf 2015 und danach ist der Ausbau des Exports (aktuell liegt die Exportquote bei 44%; die Ausfuhren gehen zu 93% in die EU, davon 49% nach Deutschland und 22% nach Italien). In 2011 exportierte Österreich Milchprodukte im Wert von 969,9 Mio. € (+ 6,8%), die Importe beliefen sich wertmäßig auf 584 Mio. € (+ 9,4%).
Zudem müsse die Branche rationalisieren und zusammenarbeiten, was Petschar ausdrücklich auf die Bauern und Molkereien bezog. Letzlich, so Petschar, müsse auch in F&E, neue Produkte und Technologie sowie in neue Verpackungen investiert werden.
Daten und Fakten
Österreich zählte in 2011 noch 35.374 Milcherzeuger (- 3,3%), die zusammen 2,904 Mio. t Rohstoff lieferten (+ 4,4%). Verarbeitet wurde die Milch in 75 Molkereiunternehmen mit 94 Betriebsstätten und 4.437 Mitarbeitern. Der Branchenumsatz belief sich auf 2,2 Mrd. €. In den ersten 7 Monaten des laufenden Jahres wurde en Milchpreis von im Schnitt 34,15 Cent ausbezahlt, 2,65 Cent mehr als in Deutschland. Alpenmilch-Geschäftsführer Christian Leeb wies auf der Pressekonferenz auf die Konkurrenz bei der „Fairen Milch" hin, deren Lieferanten z.T. nur 20 – 23 Cent erhielten. Angesichts der allgemeinen Marktlagen d der Tatsache, dass der Durchschnittshaushalt in Österreich nur 10% seines Einkommens für Lebensmittel aufwendet, planen auch die österr. Molkereien in den nächsten Wochen Preisanhebungen.
Unzufriedenheit überwinden
Als Herausforderungen der Zukunft definierte Petschar u.a. die Überwindung der Unzufriedenheit, die Bauern, Verarbeiter, den Handel und die Verbraucher ergriffen hat. Letztere seien vom Handel zu Schnäppchenjägern erzogen worden und vermuten in den ggü. Deutschland höheren Mopro-Preise einen Österreich-Zuschlag. Tatsächlich, so Petschar, ist die Erzeugung aber kleinteilig, dies und der hohe Qualitätsstandard ließe sich nicht mit Kostenführerschaft verbinden. Eine neue Kommunikationsstrategie soll den Verbrauchern den Mehrwert heimischer Produkte erklären und ihren wahren Wert darstellen.