Durchaus mit Spannung erwarteten die Teilnehmer der diesjährigen Erzeugerberatertagung des Landesverbands Bayerischer und Sächsischer Molkereifachleute und Michwirtschaftler (LBM) am 21. September in Herrsching den Vortrag von Jürgen van Look (Foto: mi). van Look, bei Arla Foods zuständig für die Geschäftsentwicklung (tätig u.a. in Japan und Russland), erklärte, dass sein Unternehmen nicht bange vor dem deutschen Markt ist. Arla Foods ist seit 1985 in Deutschland präsent und hat in dieser Zeit Markenpositionen für Spezialprodukte aufgebaut – „Wir können es", betonte van Look.
Bergbauern in die Welt bringen
Die Produktherkunft aus dem Allgäu, die Arla nun über Allgäuland bekommt, lasse sich für in Mehrwert für den Export umsetzen, so van Look. Hohe Milchqualität in sieben Sorten (Heumilch, Bergbauernmilch, Bio, usw.), das hervorragende Know-how in der Allgäuland-Produktion biete Ansatz für Markenkonzepte und Spezialitäten. Mit „Wir können die Bergbauern in die Welt bringen und werden die Produkte nicht nur regional oder national vermarkten" umriss van Look die Pläne für Allgäuland. Arla Foods hat eigene Vertriebsorganisationen in 34 Ländern, unterhält eine eigene Organisation zum weltweiten Export von Käse- und Butterspezialitäten, in Nordamerika nimmt Arla Foods eine führende Rolle im Vertrieb solcher Spezialerzeugnisse ein. Damit dürfte sich für Allgäuland in naher Zukunft sehr viel ändern – van Look: „Tatsächlich lagen die Probleme von Allgäuland nicht in der Produktion, sondern im Verkauf."
Den Milcherzeugern hat Arla Foods eine Preisgarantie nicht über Allgäuland, sondern über die dänisch-schwedische Genossenschaft gegeben. Die Bauern werden nun Vertragslieferanten an Arla – ein Geschäftsmodell, mit dem die Skandinavier lange Erfahrung haben. Im UK sind z.B. 2.300 Landwirte solche Vertragslieferanten. van Look hob die Liefertreue der Allgäuland-Bauern hervor, von denen über 90 % langfristige Beziehungen zum Unternehmen haben, die Mehrheit sogar über mehr als 10 Jahre.
Arla Foods wird nun die gesamte Allgäuland-Unternehmung eingehend bewerten. Dies wird die Felder Produkte (Marktchancen, Marken, Vermarktung), Kunden, Betriebsstätten (Kapazität, Flexibilität, Prozesse, Investitionsbedarf, Rationalisierung) und Logistik (für Arla- und Allgäuland-Erzeugnisse) umfassen.
Konsolidierung unvermeidlich
Vor dem Eintritt in den deutschen Markt (vor einigen Monaten über Hansa-Milch mit 400 Mio. kg) hat Arla Foods die deutsche Milchwirtschaft eingehend analysiert. van Look: „Die deutschen Genossenschaften vergessen zu oft, dass sie die Milch auch umschlagen müssen; Vermarktung ist ebenso wichtig wie der Rohstoff." Deutschland rangiere in der internationalen Betrachtung der Konzentration der Milchindustrie an unterer Stelle. Dies habe zur Folge, dass die Betriebe nur zu 70 % ausgelastet sind, Investitionen unkoordiniert erfolgen, oft in bestehende Überkapazitäten hinein. Aus diesen Gründen sei eine weitere Konsolidierung unausweichlich, so van Look.
Auch das Exportgeschäft der Branche hält Arla Foods für verbesserungsfähig: 97 % der deutschen Mopro-Exporte gehen in Nachbarländer, 99 % der Importe kommen unmittelbar auch von dort. Im europäischen Wettbewerb müssten sich speziell die Genossenschaften besser aufstellen, sagte van Look.