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Aufgeheizte Märkte kühlen ab

Datum: 22.12.2022Quelle: LVN

Auf den Märkten für fossile Energieträger haben sich die Preise in den letzten Monaten deutlich abgeschwächt. Während das Barrel Öl im Mai dieses Jahres noch bei ca. 130 US-Dollar
je Barrel notierte, liegen die aktuellen Werte unterhalb von 80 US-Dollar je Barrel. Seit Anfang
September sinken nun auch die Gaspreise je Kilowattstunde auf ein Niveau von ungefähr 20
Cent je Kilowattstunde (1 kWh Gas für Neukunden). Damit hat sich das Preisniveau seit September nahezu halbiert. Kunden (Endverbraucher) mit bestehenden Verträgen in der Grundversorgung müssen für das Jahr deutliche Preisanhebungen hinnehmen, liegen aber deutlich unterhalb der 20 Cent je Kilowattstunde für Neukunden (Quelle: Verivox).
Die Gründe für die Entwicklungen im Gassektor sind sicherlich zum einen auf die gut gefüllten
Speicher (21.12.2022, 87,2 Prozent), die milde Witterung im Oktober und November sowie die
verringerten Gasverbräuche aus der Industrie und den Haushalten zurückzuführen. Zudem
konnten die Gasimporte nach Wegfall der Gaslieferungen aus Russland durch Lieferungen
aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden in einen gewissen Umfang kompensiert werden.

Preise für Düngemittel und Milchleistungsfutter sinken
Viele Molkereien haben sich auf die drohende Gasmangellage einstellen können und konnten
durch verschiedene Maßnahmen den Energieverbrauch senken oder die Deckung des Energiebedarfs durch den Einsatz weiterer Energieträger (u. a. Heizöl) flexibilisieren. Mit den sinkenden Gaspreisen und der vergleichsweisen schwachen Nachfrage sind auch die Preise für
Düngemittel deutlich zurückgegangen. Der Preis für Kalkammonsalpeter ist auf das Niveau
von März 2022 zurückgefallen (-30 Prozent). Auch beim Milchleistungsfutter sind die Preise
aufgrund sinkender Preise für Soja und Raps seit Juni 2022 abgefallen. Während im Juni noch
Preise von über 400 Euro pro Tonne aufgerufen wurden (Milchleistungsfutter 18/3), liegt das
aktuelle Preisniveau fast 15 Prozent tiefer.

Beschaffungskosten für Energie weiterhin auf hohem Niveau
Trotzdem ist festzuhalten, dass die Preise sowohl für Energie als auch für viele Roh-, Hilfsund Betriebsstoffe weiterhin deutlich über dem Niveau vor dem Ukrainekrieg liegen. Gestörte
Lieferketten und die Umstellung auf alternative Bezugsquellen führen letztendlich weiterhin zu
höheren Beschaffungskosten. Ein Rückfall auf Preise, wie sie noch vor wenigen Jahren üblich
waren, wird von vielen Marktexperten nicht erwartet.

Erhöhung der Milchmengen und der Inhaltsstoffe
Seit einigen Wochen ist festzustellen, dass die stark gestiegenen Erzeugerpreise für Milch und
die milden Witterungsbedingungen eine Stimulation der Milcherzeugung ausgelöst haben.
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Irland und den Niederlanden sind die
Anlieferungsmengen im Oktobervergleich 2022/2021 deutlich angestiegen. Insgesamt wurden
laut ZMB im Oktober 2022 1,6 Prozent mehr Milch angeliefert als im Vorjahresmonat. Kumuliert über die Monate Januar bis Oktober 2022 betrachtet, bewegt sich die angelieferte Milchmenge noch 0,2 Prozent unterhalb des Vergleichszeitraums im Vorjahr. Neben der reinen Mengensteigerung haben sich auch die Milchinhaltsstoffe (Fett und Eiweiß) wieder deutlich
erhöht.

Gute Nachfrage im Inland, Exporte abgeschwächt
Das gestiegene Angebot trifft derzeit auf eine saisonal in vielen Segmenten abfallende Nachfrage. Während aus dem deutschen Einzelhandel feiertagsbedingt eine gute Nachfrage berichtet wird, so hat sich die Nachfrage insbesondere im Export und im Drittlandsexport abgeschwächt. Auch in der Gastronomie verringert sich die Nachfrage nach dem „Sommerboom“ auf das normale Niveau.
Diese Situation führt mittlerweile auch bei den Milch- und Milchprodukten zu einer Abkühlung
der Märkte. Der GDT hat in den letzten Monaten kontinuierlich nachgegeben, bei der letzten
Auktion am 20.12.2022 insgesamt um -3,8 Prozent. Auch die nationalen Notierungen für Pulver, Butter und Schnittkäse entwickelten sich rückläufig.

Große Erzeugerpreisspanne in der EU
Die Erzeugerpreise haben derzeit in vielen Erzeugerländern einen historischen Höchststand
erreicht. Innerhalb der EU gibt es zwischen den Ländern jedoch sehr deutliche Spreizungen.
Während in den Niederlanden, Deutschland, Dänemark und Belgien mit über 60 Cent je Kilogramm Milch überdurchschnittliche Erzeugerpreise erzielt werden, liegt Frankreich mit ca. 48
Cent je Kilogramm ca. 8,3 Cent je Kilogramm unterhalb des EU-Schnitts von 56,6 Cent je
Kilogramm. Eine derartig große Spreizung zwischen diesen großen Milcherzeugungsregionen
hat es in der Vergangenheit nicht gegeben.

Prognose 2023
Aufgrund der aktuellen Gemengelage ist damit zu rechnen, dass sich die Erzeugerpreise in
den kommenden Monaten schrittweise abschwächen werden. Zudem ist zu erwarten, dass
sich diese deutliche Spreizung bei den Preisen für Anlieferungsmilch wieder verringern wird.
Aufgrund der weiterhin hohen Kostenfaktoren und den in vielen EU-Ländern rückläufigen
Milchkuhbeständen ist insgesamt eher mit moderaten Entwicklungen zu rechnen. Darüber hinaus verhindern der Trend zu weiterhin höheren Haltungsstandards sowie die zunehmend eingrenzende Rahmenbedingungen durch Umwelt- und Klimaanforderungen ein rein quantitatives Mengenwachstum.

Roland Sossna / moproweb

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