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Wie Lactalis Steuern spart

Nach Angaben des französischen Recherchewetzwerks Disclose hat Lactalis über verschiedene Mechanismen mehr als 1,3 Milliarden Euro aus Frankreich und mehrere hundert Millionen Euro von seinen europäischen Tochtergesellschaften in eine luxemburgische Mantelgesellschaft im Besitz der Familie Besnier umgeleitet.

Das “Steuerhinterziehungssystem” ist nach Darstellung von Disclose komplex und beruhe auf drei Mechanismen: Schaffung von fiktiven Schulden, Schulden zwischen Konzernunternehmen und Darlehen zwischen Tochtergesellschaften.

Das Konstrukt beginnt angeblich bei der Milcherfassung. Hier werde eine Frist von 40 Tagen bis zur Bezahlung des Milchgelds abgewartet, um eine fiktive Schuld zu schaffen. Diese Schuld werde dann in der Holdinggesellschaft der Gruppe, zu der alle Lactalis-Fabriken in Frankreich gehören, aufgebläht und teilweise auf eine weitere Holdinggesellschaft, BSA International, übertragen.

Laut Finanzdokumenten, die Disclose erhalten haben will, soll diese Holdinggesellschaft mit Sitz in Anderlecht im Jahr 2018 ca. 906 Millionen Euro an “Milch”-Schulden angehäuft haben. Ziel dabei soll es sein, die Verschuldung von BSA Frankreich gegenüber BSA International zu erhöhen, um den Gewinn in Belgien zu verringern. Der Schuldenstand von BSA International soll im Jahr 2018 mehr als 1,8 Milliarden Euro erreicht haben.

Zweiter Mechanismus sind Forderungen. BSA International zieht die Forderungen von Tochtergesellschaften ein. Im Jahr 2018 erreichten diese angeblich fast 1,2 Milliarden Euro. Die Gewinne der Tochtergesellschaften des Konzerns sollen so in Form von Rechnungen zurück nach Belgien gebracht werden.

Dritter Mechanismus sind Kredite. Lactalis habe ein System von Darlehen zwischen Konzernunternehmen eingeführt. BSA Frankreich hat lt. Disclose im Jahresabschluss 2019 bei Nethuns, einer luxemburgischen Mantelgesellschaft, an der BSA International beteiligt ist, einen Kredit von ca. 1,3 Milliarden Euro aufgenommen. Hierüber konnte BSA Frankreich die Gewinne und damit die Höhe der Körperschaftssteuer angeblich um 55% reduzieren.

Ähnliche Mechanismen werden genutzt, um Steuern in Großbritannien und Spanien zu senken. In einem Fall lieh sich Lactalis McLelland 17,8 Millionen Euro von Nethuns. In dem anderen Fall nahm Lactalis Iberia ein Darlehen von mehr als 600 Millionen Euro auf. Die Umwandlung von Forderungen in Anteile an Nethuns führt zu einer Erhöhung des Wertes dieser Aktien. Dies kommt lt. Disclose die dem letzten Akteur im Steuerpaket zugute: Société Générale Bank & Trust (SGBT). SGBT ist bekannt für seine Expertise in der Offshore-Steuervermeidung. 2016 stand das Unternehmen im Mittelpunkt der „Panama-Papiere“.

Die wirtschaftlichen Eigentümer von Nethuns sind nach Darstellung von Disclose auch die Eigentümer der Lactalis-Gruppe, der Vorsitzende Emmanuel Besnier, seine Schwester Marie-Madeleine Besnier und sein Bruder Jean-Michel Besnier. Sie halten angeblich je 33% der Aktien von Nethuns.

 

 

 

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