Der in London und San Francisco ansässige Thinktank RethinkX sagt eine disruptive Veränderung für die Milchwirtschaft vorher. Mit Precision Fermentation hergestellte Proteine werden der herkömmlichen tierischen Veredelung überlegen sein, bis 2030 werden mit modernen Fermentationsverfahren erzeugte Nahrungsmittel billiger und qualitativ hochwertiger als die Originale, so RethinkX.
Precision Fermentation bedeutet die zielgerichtete Produktion komplexer organischer Moleküle wie z.B. Protein durch gentechnisch veränderte Mikroorganismen. Diese Verfahren sind keineswegs neu, die Kosten konnten zwischen dem Jahr 2000 und heute von 903.000 US$ für ein Kilogramm „Milchprotein“ auf 100 $ gesenkt werden. Schon im Jahr 2025 soll die fermentative Proteinproduktion kostenseitig gleichauf mit in Massen produzierten tierischen Proteinen wie Casein oder Molkeneiweißen liegen. Deren Produktionskosten schätzt RethinkX auf derzeit 10 $/kg. Im Jahr 2030 werden alternativ gewonnene Proteine fünf Mal preiswerter sein als solche aus der tierischen Veredelung, fünf Jahre später werden sie nur noch ein Zehntel kosten.
Sobald Precision Fermentation Milchprotein ersetzen kann, wird es nach der Vorstellung von RethinkX zu einem Zusammenbruch der Milchmärkte kommen. Hierbei wird die Verbrauchernachfrage eine deutlich geringere Rolle spielen als die Nachfrage von Seiten der Lebensmittelhersteller: In den USA gehen heute 35% des Milchproteins in den B2B Handel, in Neuseeland sind es sogar 70%.
Precision Fermentation könnte auch zu einer Dezentralisierung der Nahrungsmittelproduktion führen. Denn einen Fermenter kann man quasi überall aufstellen, auch und gerade in Städten, glaubt der Thinktank. In der Folge könnten die Kosten für Nahrungsmittelproteine um 50% bis 80% sinken.
RethinkX geht noch weiter in seinen Betrachtungen: fermentativ hergestellte Eiweiße seien 100 Mal effizienter, wenn es um die Landnutzung geht, zehn Mal effizienter beim Wasserverbrauch und bis zu 25 Mal effizienter als die herkömmliche tierische Produktion. Alles in allem hängt die weitere Entwicklung von Precision Fermentation aber von den politischen Rahmenbedingungen ab.
Der neue Report von RethinkX beschreibt weitere mögliche, gravierende Auswirkungen von Precision Fermentation wie z.B. Einsparungen an Kraftstoffen oder sich ändernde internationale Handelsbeziehungen.