Im Jahr 2014 verhängte die Europäische Union Wirtschaftssanktionen gegen die Russische Föderation. Als Reaktion darauf verhängte die Russische Föderation als Gegenmaßnahme Einfuhrverbote für landwirtschaftliche Erzeugnisse (einschließlich Milchprodukte) aus der Europäischen Union. Infolge der Verbote sind die EU-Milchausfuhren (rund 30.000 Tonnen Butter, 257.000 Tonnen Käse, 21.000 Tonnen MMP und 26.000 Tonnen Molkenpulver; 2013) im Gesamtwert von 1,4 Mrd. EUR pro Jahr nach Russland vollständig zum Erliegen gekommen. Nach der Einführung der Sanktionen sanken die EU-Milchpreise (Butter, Käse und MMP) deutlich.
Die EU-Wirtschaftssanktionen gelten bis Ende Januar 2020. In letzter Zeit war zu hören, dass die EU und Russland ihre derzeitige Haltung überdenken könnten. Einige EU-Mitglieder, insbesondere Italien, Ungarn, Griechenland, Frankreich, Zypern und die Slowakei, sind skeptisch gegenüber den Sanktionen und haben eine Überprüfung gefordert. Sobald die Sanktionen nicht mehr in Kraft sind, erwartet der italienische Broker L’INTERFORM eine kurzfristig positive Tendenz für die europäischen Milchpreise und bedeutende Chancen für wettbewerbsfähige EU-Milchunternehmen. Der potenzielle Käseimport Russlands liegt derzeit bei rund 250.000 Tonnen pro Jahr, wo die EU-Produzenten früher fast 60 % Marktanteil hatten. In kleinerem Umfang hat der russische Milchmarkt auch das Potenzial, de EU mehrere zehntausend Tonnen zusätzliche Butterausfuhren zu ermöglichen.
Als Ergebnis der Sanktionen hat Russland seine interne Milchproduktion erhöht, aber die Produktionssteigerung reichte nicht aus, um die Lücke zu schließen und eine autarke heimische Milchwirtschaft zu erreichen. Daher ist Russland nach wie vor auf Milchimporte – wenn auch in geringeren Mengen – angewiesen, die heute überwiegend aus Weißrussland stammen (z.B. betrug der Käseimport aus Weißrussland im letzten Jahr 83% des gesamten russischen Käseimports).