Die BMI-Führung am 18. Juni in Landshut vor der Presse (von links): Dr. Thomas Obersojer und Peter Hartman, beide Vorstand, Aufsichtsratsvorsitzender Karl Beck und Geschäftsführer Claus Gütling (Foto: mi)
Die Bayerische Milchindustrie (BMI, im neuen Unternehmensslogan als „Beste Milch Ideen" übersetzt) ist wieder in ruhigeres Fahrwasser gekommen. Das Unternehmen hat seine Konsolidierung im vergangenen Jahr weiter vorangetrieben, unrentable Betriebsteile abgestoßen, das Rohergebnis um 10 Mio. € gesteigert, Verbindlichkeiten abgebaut und einen Überschuss nach Steuern von 4,6 Mio. € erzielt.
Basis war ein mit 2,7 Mrd. kg  4% höherer Rohstoffeingang (ausgedrückt als Dünnmolke), der sich in 807,1 Mio. kg Milch- (+ 52 Mio. g) und 1,91 Mrd. kg Molkenrohstoff (+ 2,9%9 aufteilte. Auf eigenen Milchrohstoff entfielen ca. 730 Mio. kg, zugekauft wurden weitere 77 Mio. kg. Hergestellt wurden 138.467 t Trockenprodukte (+ 3,6%) sowie 181.441 t Frischprodukte und Käse (+ 1,5%), während der Milchversand um 6,5% auf 58,7 Mio. kg abgebaut wurde. Konkret lauten die Produktionszahlen: 6.059 t Milchpulver (+ 11%), 39.307 t Molkenpulver (in etwa konstant), 76.677 t Spezialpulver (+ 9%), 130.619 t Frischprodukte (+ 0.5%) und 50.616 t Käse (- 1,8%).
Mengen- und preisbedingt stieg der Umsatz um 14,4% auf 481 Mio. €. Das Geschäft teilte sich auf in 37% Frische und Versand, 36% Käse und 27% Trockenprodukte. Dabei legten die Bereiche Frische und Käse um 11,4% auf 327 Mio. € zu. Den Milchpreis gibt die BMI für 2011 mit 35,45 Cent an (4,2% Fett, 3,4% Eiweiß, ohne MwSt.) – der damit im oberen deutschen Drittel lag. Auch für das laufende Jahr traut sich die BMI eine in der oberen nationalen Hälfte liegenden Milchpreis zu.
Wachstumsmärkte
Regional betrachtet machte die BMI in 2011 die Hälfte des Umsatzes im Inland, 43% in der EU, 4% im sonstigen Europa und 3% in Schwellenländern. Letztere bilden, wie Geschäftsführer Peter Hartmann am 18. Juni in Landshut vor der Presse erklärte, künftig vertriebsseitig einen besonderen Schwerpunkt. Ab Juli wird ein neuer Mitarbeiter nur für das Geschäft in diesen Wachstumsmärkten verantwortlich sein. Im Produktmix will die BMI, so Hartmann weiter, den Anteil an Futtermittelhalbfabrikaten zugunsten des Foodbereichs abbauen. Zugute kommt dem Unternehmen hier, dass der Anteil an Permeatrohstoffen im Rohstoffeingang kontinuierlich steigt. Insgesamt soll das Geschäft mit „Übersee" auf Sicht in kleinen Schritten 5% des Umsatzes ausgebaut werden.
Die aktuelle Erlösschwäche ist lt. Hartmann Ausdruck dafür, dass nun auch der Milchmarkt wie die anderen Agrarprodukte einem Zyklus unterworfen ist. bei Käse und Trockenprodukten sei die Talsohle in Teilen bereits durchschritten, im Herbst werden die Märkte insgesamt wieder stabiler, so die Prognose der BMI.
Hausaufgaben
Unter Aufarbeitung von Problemfeldern subsumiert Hartmann auch das Abstoßen der unrentablen Beteiligungen Lacrom, Astrom und Milstrom im Osten sowie den Verkauf der Inntaler Mischfutteraktivitäten. Mit einer Produktion von zuletzt ca. 10.000 t/a war hier keine Rentabilität mehr zu erreichen. Zur Standortoptimierung wird der Standort Bad Kissingen aufgegeben. Die Quarkerei wird bis Oktober nach Zapfendorf umgesetzt und grundlegend modernisiert, um sämtliche im Markt verlangten Qualitäten liefern zu können. Optimiert werden dabei auch die Abpackkapazitäten. Im Werk Jessen, das für die Käseseite der BMI strategische Bedeutung hat, wurde neben der Kugel- auch eine Blocklinie für Mozzarella mit angeschlossener Reibung und Abpackung installiert. 
In einer außerordentlichen Generalversammlung im letzten Oktober verpasst sich die BMI darüber hinaus moderne Organisationstruktur: der ehrenamtliche Vorstand wechselte in den Aufsichtsrat, so dass das Unternehmen nun nur noch hauptamtlich geführt wird (Peter Hartmann und Dr. Thomas Obersojer).
Eigenkapital und Primärmilch
Die aus 2009 herrührenden Forderungen von Milchlieferanten wurden im November 2011 voll befriedigt, nur die MEG Nordbayern (157 Mio. kg) wollte eine auf drei Jahre angelegte Abzahlung. Im Gegenzug brachten die Milchliefergenossenschaften 50% der Nachzahlung für 2009 als Geschäftsanteile in die BMI ein, der so 5,9 Mio. € Eigenkapital zuflossen. Zusammen mit dem Bilanzgewinn, der erneut thesauriert wird, und der stillen Einlage der Bayern Beteiligungsgesellschaft in Höhe von 3 Mio. € (zum 30.9.11) konnte die BMI ihre Eigenkapitalbasis auf über 30% steigern. Mit der Aufstockung der Geschäftsanteile ging auch ein weiterer Wechsel einher: die Primärseite hält nun 72% des Geschäftsguthabens (vorher: 63%), die Sekundärmilchpartner kommen auf nur noch 28%.
Die neue Eigenkapitalstruktur erlaubte es der BMI auch, ein auf 5 Jahre ausgelegtes Finanzierungskonzept auszuhandeln, um so mehr Ruhe im geschäftsalltag zu bekommen und die Finanzierungskosten parallel abzubauen. Für mehr Ruhe spricht auch eine Neuaushandlung der Milchlieferverträge, die ab 2013bereits für 61% des Rohstoffs gilt. Hier sind keine Referenzmilchpreise mehr aufgeführt, die Milch wird nur noch nach der Ertragskraft der BMI bezahlt. Weitere vier Verträge für die restlichen 39% des Milcheingangs werden noch verhandelt, Hartmann und Obersojer sind überzeugt, dass dies auch noch gelingen wird.
Bilanz
Die Bilanzsumme der BMI für 2011 in Höhe von 121,5 Mio. € (+ 6,4 Mio. €) enthält ein Anlagevermögen von 45,4 Mio. € (- 3,4 Mio. €). Auf Sachanlagen entfallen 40 Mio. €. Das Eigenkapital macht 30,4 Mio. € aus (+ 10,2 Mio. €), dazu kommen die stille Beteiligung (3 Mio. €) und 17 Mio. € langfristige Rückstellungen. Die sonstigen Verbindlichkeiten wurden um 6,45 Mio. € auf 6,57 Mio. € quasi halbiert.