Das Foto zeigt die Referenten gemeinsam mit dem
Geschäftsführenden Vorstand der LV Milch NRW, die die Vielfalt der
Milchprodukte aus NRW präsentieren. Im Bild v.l.n.r.: Prof. Dr. Harald Grethe
(Universität Hohenheim), Wilhelm Brüggemeier (LV Milch NRW), Dr. Ludger
Wilstacke (MKULNV), Dr. Hildegard Hagemann (Justitia et Pax), Hubert Stücke
(Nestlé Deutschland AG), Dr. Ludger Schulze Pals (top agrar), Hans Stöcker (LV
Milch NRW)
„Milchproduktion zwischen globaler Verantwortung und regionalen Ansprüchen" war Thema für das 6. „Forum Milch NRW" der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen (LV Milch NRW) am 6. September in Werl. Rund 100 Entscheidungsträger aus der Land- und Molkereiwirtschaft diskutierten dieses Thema am runden Tisch der Milchwirtschaft in Werl. Hans Stöcker, rheinischer Vorsitzender der LV Milch NRW, unterstrich die Chance, im Forum Milch NRW unterschiedliche Perspektiven und Ansichten zu bündeln und einen Meinungsaustausch für die gesamte Branche zu realisieren.
Neben der Erschließung von regionalen Märkten stellte Dr. Ludger Wilstacke vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW die Stärkung der Marktstellung der Milcherzeuger als Kernanliegen der Landesregierung dar. Wiederholt habe sich gezeigt, dass der einzelne Milcherzeuger auf dem Markt eine schwache Stellung habe. Er rief die Milcherzeuger dazu auf, die nunmehr gegebenen Möglichkeiten zur Bildung von Erzeugerorganisationen und Branchenverbänden auch zu nutzen.
Diese Projektion aus dem Vortrag von Prof. Grethe zeigt, wie sich die Produktionsanteile der Industrie- und Entwicklungsländer bei Milch bis 2050 verschieben werden – Download per Klick auf das Bild
Zielkonflikte
Vom Institut für Agrarpolitik und landwirtschaftliche Marktlehre der Universität Hohenheim referierte Prof. Dr. Harald Grethe zum Thema „Tierschutz, Umweltschutz und Welternährung – Zielkonflikte in der Milcherzeugung". Die Sicherung der Welternährung sei kein Grund für die Politik zur Intensivierung der Landwirtschaft in der EU, allerdings würden voraussichtlich Preisanreize in diese Richtung gehen. Steigende gesellschaftliche Ansprüche an nicht marktgängige Leistungen der Landwirtschaft seien zu erwarten und es gelte, diesen zu begegnen. Auch eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit moderner Landwirtschaft sei erforderlich. Wichtig sei eine Versachlichung um heiß diskutierte Themen wie z.B. „Massentierhaltung" oder „Klimaschutz", die immer im Kontext mit einer notwendigen Wirtschaftlichkeit betrachtet werden müssten. Als Leitbild müsste die Produkt- und Produktionsqualität sich an gesellschaftlichen Erwartungen an Tier- und Umweltschutz sowie Landschaftsbild orientieren. Ferner solle sich die EU-Milchproduktion an Marktpreisen in offenen, weltmarktintegrierten Märkten ausrichten. Denn offene Märkte würden globale Preisschwankungen dämpfen und Produktionsmengen anpassen – s. dazu eine Projektion der FAO / Download per Klick auf das unten stehende Bild.
Ethische Argumente
Von der Deutschen Kommission Justitia et Pax stellte Dr. Hildegard Hagemann „Ethische Überlegungen für die Gestaltung eines zukunftsorientierten Milchmarktes" vor. Ist der Milchmarkt gerecht? In Anbetracht des bei rund 1 Mrd. Menschen auf der Welt herrschenden Hungers, der auf Verteilungs- und Gerechtigkeitsprobleme zurückzuführen sei, so Hagemann, wohl kaum. Nicht der Markt, sondern die nationale Agrarpolitik eines jeden Landes sei gefordert, den Problemen durch gute Rahmenbedingungen zu begegnen. International seien Regierungen gefordert, Kriterien für Markt-Gerechtigkeit als Leitlinien zu formulieren und die aktiven Handelsaktivitäten vor diesem Hintergrund zu überprüfen. Benachteiligten sollte durch Kontroll- und Beschwerdemechanismen ermöglicht werden, auf Missstände hinzuweisen. Konsumenten, Produzenten und Handel seien gleichermaßen gefordert, stärker auf die Bedürfnisse der Ärmsten einzugehen.
Globale Herausforderungen
Über die „Globalen Herausforderungen der Nahrungsmittelindustrie" berichtete Hubert Stücke, Mitglied des Vorstands der Nestlé Deutschland AG. „Wertschöpfung für die Gemeinschaft und für das Unternehmen", so der Vertreter des größten Nahrungsmittelherstellers der Welt, „sind kein Widerspruch sondern die Grundlage für langfristigen Erfolg." Um dauerhaft erfolgreich zu sein sei es entsprechend der grundlegenden Geschäftsphilosophie von Nestlé notwendig, Werte für die Aktionäre und für die Gesellschaft zu schaffen. Mit Blick auf globale und spezifische Herausforderungen der Ernährungsindustrie untermauere auch die unternehmenseigene weltweit größte private Forschungskapazität im Ernährungsbereich die Ausrichtung auf langfristigen Erfolg. International werde zur Sicherung des Rohstoffgeschäfts in Drittweltländern der Blick „über die Tasse hinaus" gerichtet. Im Milchbereich verfolgt Nestlé Unterstützungsprogramme in über 30 Ländern. Seine Devise für den Zukunfts-Markt: „Verbraucher-Vertrauen gewinnen durch Qualität"