Die Verbraucherpreise für Molkereiprodukte sind in der EU vielen Produktkategorien gestiegen. Interessanterweise ist das Ausmaß des Anstiegs in den einzelnen EU-Ländern sehr unterschiedlich. Dies geht aus einer von der Rabobank erstellten Übersicht hervor. Der stärkste Anstieg ist bei den Butterpreisen zu verzeichnen. So lag der EU-Durchschnittspreis für Butter im Juli um 31 % höher als im Juli letzten Jahres. In Deutschland sind es 48 %, während die Franzosen nur 13 % mehr als im Vorjahr zahlen. In den Niederlanden beträgt der Anstieg 35 %.
Die beträchtlichen Unterschiede bei den Verbraucherpreissteigerungen sind zum Teil auf die Dauer der laufenden Verträge mit den Einzelhändlern, das Preisniveau vor der steigenden Inflation und den Marktanteil der Marken zurückzuführen. Bei Butterverträgen mit deutschen Einzelhändlern handelt es sich zum Beispiel meist um kurzfristige Einmonatsverträge. Dadurch können Preiserhöhungen schneller weitergegeben werden. Auch die Deutschen entscheiden sich häufig für Eigenmarkenprodukte, die mit einem Marktanteil von 40 % einen guten Gesamtwert haben.
In Frankreich hat Butter eine ganz andere Dynamik. Butter ist ein traditionelles französisches Produkt, und die Hersteller betonen oft den regionalen Charakter ihrer Produkte. Eigenmarkenprodukte gewinnen beim Butterabsatz in Frankreich an Boden, doch die A-Marken haben einen größeren Marktanteil.
Der Milchpreis ist in Deutschland in der ersten Jahreshälfte schneller gestiegen als in Frankreich. In den letzten Jahren war der durchschnittliche Milchpreis in Frankreich jedoch höher als in Deutschland. Im Jahr 2019 lag der Abstand bei 2,13 Euro pro 100 Kilo Milch und im Jahr 2020 bei 2,46 Euro pro 100 Kilo.
In den Niederlanden wird etwa die Hälfte der Milch für die Käseherstellung verwendet. Der durchschnittliche Käsepreis in der EU war im Juli um fast 15 % höher als im Vorjahresmonat. In den Niederlanden liegt der Anstieg um 19 % höher, aber in Polen und Deutschland – mit Steigerungsraten von weit über 20 % – ist Käse noch teurer geworden.
Die milchverarbeitenden Betriebe sehen weiterhin steigende Kosten für die Milchverarbeitung. Die Energiefrage könnte die Fabriken dazu veranlassen, mehr Milch zu Käse statt zu Milchpulver zu verarbeiten, da die Trocknung von Milch zu Pulver relativ viel Energie und Wärme erfordert. Außerdem erwartet die Rabobank, dass die Verbraucher ihre Ausgaben anpassen werden, um die Inflation abzumildern. Die Auswirkungen auf das Milchaufkommen werden Anfang 2023 viel deutlicher zu spüren sein.