Das DMK-Management vor der Presse (von links): Dr. Josef Schwaiger (Sprecher), Volkmar Taucher (Finanzen), Rolf Janshen (Vertrieb)
Wie Dr. Josef Schwaiger, Sprecher der Geschäftsführung des DMK, am 20. Juni vor der Presse in Bremen erklärte, will das aus der Fusion von Nordmilch und Humana Milchindustrie („ohne Not auf gesunder Zahlenbasis") gebildete neue DMK in 2 – 3 Jahren eine Milchmenge in zweistelliger Milliardenhöhe verarbeiten – dies soll über Kooperationen, Fusionen und Zukäufe, auch im Ausland, erfolgen. Als Beispiel nannte Schwaiger die neue Allianz „ArNoCo" mit Arla Foods in der Molkenverwertung (von der die „alte" Wheyco im Übrigen nicht betroffen sein wird). Im Moment gebe es bereits zahlreiche Anfragen von Unternehmen nach kooperation oder auch Fusion, sagte Schwaiger.
DMK hatte eine glatten Start: es wurden am ersten Tag des gemeinsamen Geschäftsbetriebs 470 LKW beladen, 1.500 Kundenaufträge bearbeitet und ein Umsatz von 17 Mio. € eingefahren.
Drittlandsgeschäft
Der Hauptfokus liegt aber im Drittlandsgeschäft, sagte Vertriebsgeschäftsführer Rolf Janshen mit Hinweis auf die in Europa bei steigender Erzeugung stagnierende Nachfrage. Schwerpunkte bilden der russische und chinesische Markt – hier will DMK in Russland auch mit der Weißen Linie trumpfen, in China soll bis Jahresende eine eigene Vertriebsniederlassung aufgebaut werden. Ziel des DMk insgesamt ist es, in Europa in die Top 3 der Handelsmarkenhersteller zu kommen und in der Weißen Linie Marktführer zu werden. In Geschäftsbereichen mit hohen Überkapazitäten will DMK kein Zusatzwachstum mehr. Bei Eiskrem soll DMK indes zu einem der Top 3 Handelsmarkenhersteller in Europa werden, hierfür wird das Geschäft in eine Tochterfirma ausgegliedert.
Im Moment erzielt DMK 15 % des Umsatzes in der Weißen und 10 % des Geschäfts in der Gelben Linie mit Markenartikeln (Zukunftsschwerpunkt ist Milram). In die Markenwerbung fließen aktuell 10 – 12 Mio. €, was bei Erreichen der Ziele demnächst durchaus gesteigert werden könnte.
Eröffnungsbilanz
Rückwirkend zum 1.7.2010 gebildet, hat DMK im ersten Geschäftsjahr einen Umsatz von 4,09 Mrd. € erzielt (Nordmilch-Seite 2,09 Mrd. € = plus 228 Mio. € ggü. 2009, Humana 2 Mrd. € = plus 307 Mio. €). Das Rohergebnis lag für NM bei 387 Mio. € (- 3 Mio. €), bei Humana betrug es 414 Mio. € (+ 20 Mio. €). Eigenkapital wird für NM mit 163 Mio. € ausgewiesen (+ 5 Mio. €), für Humana mit 188 Mio. € (+ 8 Mio. €). Dem gegenüber stehen Sachanlagen von 197 Mio. € (- 4 Mio. €) bei NM und 279 Mio. € (+ 19 Mio. €) bei Humana. Die Bankverbindlichkeiten betragen 2010 für NM 59 Mio. € (- 14 Mio. €) und bei Humana 181 Mio. € (+ 37 Mio. €).
Insgesamt kommt DMK auf eine Eigenkapitalquote von 31 % in der Eröffnungsbilanz. Die Sachanlagen umfassen nach Neubewertung 598,2 Mio. €, das Eigenkapital 370,7 Mio. € bei 252,5 Mio. € an Verbindlichkeiten. In den ersten vier Monaten 2011 lag der Umsatz bei 1,282 Mrd. € (+ 237 Mio. € im rechnerischen Vergleich), das Rohergebnis wuchs um 5 Mio. € auf 188 Mio. € und der Jahresüberschuss vor Steuern um 20 Mio. € auf 15 Mio. e. Wie Finanzvorstand Volkmar Taucher erklärte, wurde die Auszahlungsleistung um 350 Mio. auf 32,7 Cent gesteigert – ein Indiz für die gute Vermarktungsleistung des DMK und die gute Vorbereitung der Fusion, die keine Einschnitte beim Milchpreis mit sich brachte (Taucher).
Milchpreis
Für das weitere Jahr sieht Schwaiger keine gravierenden Veränderungen bei den Verbraucherpreisen, mit Ausnahme vielleicht bei Milchfett/Butter. Im Moment zahlt DMK 34 Cent an die Basisgenossenschaften, die dann nach den eigenen Statuten (die binnen Jahresfrist harmonisiert werden sollen) individuelle Milchpreise bilden. Der Milchpreis könnte nach den Marktbedingungen bis Jahresende gehalten werden, an dem dann auch noch eine Nachzahlung von 0,5 Cent anstehen könnte.
Strukturen
Laut Schwaiger wird es sicher einen Personalabbau geben, da die im Moment über 70 Abteilungen im DMK über die Fusion entsprechend stark besetzt sind. In den nächsten Monaten soll ein Strukturplan erarbeitet werden. Es seien, auch bei den aktuell 24 Werken aber keine größeren Veränderungen zu erwarten, da beide Seiten bereits im Vorfeld Vorbereitungsarbeit geleistet haben. Aktuell steht die Stilllegung des Schulmilchbetriebs Lage mit 16 Mitarbeitern an, Schulmilch in der Glasflasche wird alsbald von FrieslandCampina bezogen. Bei den Verwaltungsstandorten wird sich unmittelbar wenig tun, da in den ersten beiden Jahren die Umsetzung der Fusion im Zentrum steht, sagte Schwaiger.
In Zukunft will DMK in allen Bereichen, Weiße und Gelbe Linie und Ingredients Kapazitäten ausbauen. Das Beispiel Edewecht, wo gerade eine der Käsereilinien um 25.000 t Produktionsleistung erweitert wird, zeige, dass dies in der DMK kostengünstiger lösbar ist als bei Betrieben, die komplett neue Strukturen schaffen müssen.
DMK in Zahlen
Umsatz: 4.09 Mrd. €
Milchmenge: 6,8 Mrd. kg
Mitarbeiter: 5,657 (inkl. 217 Azubis)
Werke: 24
Erzeuger: >11.000
Umsatz nach Produktgruppen: 50 % Mopro, 40 % Käse, 10 % Pulver
Exportanteil: 30 %