Das sehr gut besuchte World Dairy Forum der European Dairy Association beschäftige sich am 28. September in Ljubljana auch mit der Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik.
Lars Hoelgaard, vormals hochrangiger Kommissionsbeamter in der GD VI und nun EU Agarpolitikexperte, widmete sich auf dem World Dairy Forum der European Dairy Association am 28. September in Ljubljana der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2020 und der Frage, ob die jetzige GAP noch zielführend ist. Hierbei unterstrich Hoelgaard, dass die EU Kommission keinen Vorschlag zur Verlängerung der Milchquotenregelung machen wird. Stattdessen sollen Instrumente gefunden werden, um die Milcherzeugung in benachteiligten Regionen zu erhalten. Parallel dazu wird Brüssel eine wettbewerbsfähige Milchproduktion fördern, ohne dass dies in anderen Regionen Verwerfungen ergibt. Damit soll vermieden werden, dass sich Erzeugung in einigen Regionen konzentriert und in andere ausstirbt.
Laut Hoelgraad ist von keiner „explosiven" Mehrerzeugung nach 2015 auszugehen, die Nachfrage nach Milch werde ohnehin steigen und die EU wird mit veredelten Produkten international Marktchancen erschließen. Lediglich in Irland, dem „europäischen Neuseeland" (Hoelgaard), wird mit einer beträchtlichen Mehrproduktion in Höhe von 35% zu rechnen sein.
Das Milchpaket wird mit seiner Neuverteilung der Direktzahlungen die „historische" Milcherzeugung negativ treffen, sagte Hoelgaard, dagegen werde das Greening der Beihilfen eher problemlos vonstattengehen. Und immerhin werde die Marktordnung auch in Zukunft ein „Sicherheitsnetzt" bieten.
GAP 2020
Bei den allgemeinen Verhandlungen zur CAP 2020 stehen die Verteilung der Direktzahlungen und die Förderung des ländlichen Raums (2. Säule) im Vordergrund. Bezüglich der Milchmarkt-Ordnung ändert sich voraussichtlich wenig. Abwarten will man offensichtlich aber noch die Analysen der Folgen des Quotenendes von 3 unabhängigen Experten, für die derzeit noch ein Ausschreibungsverfahren läuft. Das Sicherheitsnetz (Intervention) bleibe bestehen. Forderungen die Referenzpreise zu erhöhen, wie sie auch im Rat aufgetaucht seien, erteilte er eine Absage. Das sei „kompletter Unsinn". Ähnlich wenig Zustimmung erhielt der Vorschlag, des EP-Abgeordneten Dantin, im Krisenfall Erzeuger, die ihre Produktion ausweiten, mit einer Abgabe zu belegen. Zu der Erwägung der EU-Kommission im Soft-Landing-Report von Dezember 2010, für eine freiwillige Drosselung der Erzeugung im Krisenfall Kompensation zu gewähren, steht er weiter. Die Krise 2009 nach der Lehman-Pleite 2009 habe gezeigt, dass es ausreicht, ein bis zwei Prozent der EU-Milchmenge aus dem Markt zu nehmen, um diesen zu stabilisieren. Statt Intervention könne man auch Produktionsverzicht finanzieren. Die Beihilfe für den Produktionsverzicht könne konkret so aussehen, dass individuelle Erzeuger freiwillig teilnehmen können, weniger als 95 % ihrer Vorjahresmenge produzieren dürfen und eine Kompensation für den Margenverlust von vielleicht 10 Cent je Kilogramm gezahlt würden. Dies setzt voraus, dass nur an eine Molkerei geliefert wird. Zuschläge können im Ausschreibungsverfahren erfolgen, das endet, wenn 2 % der EU-Milchmenge erreicht sind. Die Administration kann über Genossenschaften, Erzeugerorganisationen oder Molkereien erfolgen.
Sonderfall Irland
Die irische Molkerei Dairygold stellte ihre Erwartungen für die Nach-Quoten-Ära vor. Sie erfasst derzeit 940 Mio. kg Milch und hat im Januar eine Befragung unter ihren Mitgliedern über die Planungen für nach 2015 durchgeführt. Ergebnis war, dass bis 2020 die Milchmenge um 600 Mio. kg ansteigen wird. Die Kuhbestände sollen steigen und die Laktationsdauer verlängert werden. Mit dem stärksten Wachstum wird in 2015 und 2016 gerechnet. Danach sollen die Steigerungsraten wieder abflachen. Für die zusätzliche Milch werden Investitionen getätigt. Dairygold strebt mit den Mitgliedern ein „Milk Supply Agreement", aber keinen Vertrag an.
Bereits heute werden 80 % der irischen Milcherzeugung exportiert. Weitere Absatzchancen sieht der CEO von Dairygold Jim Woulfe im Vereinigten Königreich, in Asien und in Afrika.